In
Teil 1 des Artikels habe ich verschiedene Probleme beschrieben, die zu
Schmerzen in der Schulter führen können.
Oft
ist die Schulter nur das schwächste Glied in der Kette, an der sich die
Symptome letztendlich zeigen. Die Ursache liegt allerdings häufig schon weiter
vorne in der Bewegungskette versteckt.
Um diese nun zu beheben, möchte ich das Problem noch ein bisschen genauer aufschlüsseln, damit wir verstehen, was hier im Körper passiert. Schauen wir uns daher die richtige Bewegung des Schulterblattes, bei allen Bewegungen, in denen der Arm über den Kopf hinaus gehoben wird, wie z. B. beim Werfen, genauer an.
Damit
wir den Arm komplett über den Kopf anheben können, bewegt sich nicht nur der Arm
in der Schulterpfanne. Es ist ein Zusammenspiel von mehreren Gelenken notwendig.
Unter anderem ist die Position des Schulterblattes extrem wichtig. Wird der Arm
um 180° angehoben, bewegt sich der Oberarm in der Schulterpfanne um ca. 120°.
Die verbleidenden 60° entstehen aus der Aufwärtsrotation des Schulterblattes.
Wie
im 1. Teil beschrieben, kommt es bei vielen Athleten aus Überkopfsportarten
dazu, dass das Schulterblatt nicht komplett mit dem Oberarmkopf zusammen nach
oben rotiert, da es durch überdominante Muskeln oder falsch eingeschliffene
Bewegungsmuster in die Abwärtsrotation gezogen wird.
Für
diese Abwärtsrotation ist wie bereits beschrieben ein zu dominanter Latissimus
dorsi mitverantwortlich. Außerdem an der Bewegung beteiligt sind der Levator
Scapulae (Schulterblattheber) sowie der Rhomboideus (Rautenmuskel).
Für
die Aufwärtsrotation des Schulterblattes verantwortlich sind hingegen der obere
und untere Teil des Trapezius (Trapezmuskel) sowie der Serratus Anterior
(vorderer Sägemuskel).
Nachdem
wir diese Zusammenhänge kennen, können wir uns einige Übungen anschauen, mit
denen wir an diesen Problemen arbeiten können.
Die
Übungen sind nach aufsteigendem Schwierigkeitsgrad geordnet.
Wallslides
mit Shrug
Die
Unterarme bleiben durchgehend in Kontakt zur Wand. Sobald die Ellbogen höher
als die Schultern sind, „shruggen“ die Schulterblätter aktiv mit nach oben.
Y’s
an der Wand
Leicht
in die Knie gehen, damit der untere Rücken, die Schultern und der Kopf komplett
Kontakt zur Wand haben. Dann die Arme gestreckt vor dem Körper anheben. Die
Daumen sollten hierbei bis zur Wand kommen, ohne dass die Arme angewinkelt
werden müssen. Die Schultern sollen hierbei den gesamten Weg mit nach oben
gehen. Die Bewegung kommt also nicht nur aus den Armen. In der Endposition sollten
die Arme ein Y bilden. Hierbei Rumpfspannung halten, damit die Rippen gut
gesetzt bleiben. Die Arme nur soweit heben, wie diese Position gehalten werden
kann. Verliert der Kopf oder der untere Rücken Kontakt zur Wand, weicht der
Körper aus, um fehlende Mobilität in der Schulter zu kompensieren.
1
Arm Y’s in Bauchlage
Da
diese Übung viel Konzentration auf das richtige Körpergefühl erfordert,
arbeiten wir immer nur mit einem Arm gleichzeitig.
Der
Arm wird durch das Schulterblatt im 135° Winkel nach oben gezogen. Dabei bleiben
die Arme ausgestreckt. Hierbei sollte der Latissimus nicht mitarbeiten.
Wenn
ihr die Übung richtig macht, sollte die Übung um das Schulterblatt herum
anstrengend sein, nicht im Arm selbst.
Überkopfshrug
Die
Arme bleiben überkopf ausgestreckt. Rumpfspannung halten und nur aus den
Schulterblättern nach oben drücken. Denke Schultern zu den Ohren. Der Kopf darf
dabei nicht nach vorne geschoben werden. Wenn die Bewegung sauber klappt, kann
die Übung auch mit einer normalen Langhantelstange ausgeführt werden.
Normale
Shrugs sind im Gegenzug eher kontraproduktiv, da der Levator Scapulae zu stark
mitarbeitet und somit das Problem eher noch verstärkt.
1
Arm Kettlebelldrücken
Rumpfspannung
halten und den Po aktiv anspannen. Die Rippen bleiben die ganze Zeit gut
gesetzt. Wie beim Überkopfshrug gehen die Schulterblätter den ganzen Weg mit
nach oben (Schultern zu den Ohren).
Dazu
noch zwei Übungen, um einen überdominanten Latissimus zu dehnen. Auch dies hilft
vielen Athleten, die Beweglichkeit zu verbessern.
Latstretch
Foamroller
Handfläche
zeigt nach oben. Nach vorne rollen und dabei den Oberkörper absenken, bis man
einen guten Stretch im Latissimus spürt.
Latstretch
auf Bank
Während des Ausatmens langsam in den Stretch gehen. Dabei gleichzeitig den Stab hinter
den Kopf nehmen, um den Stretch noch zu verstärken. Diese Übung kann auch zu einer Dehnung im Trizeps führen.
Dies
ist natürlich nur eine kleine Auswahl an Übungen, mit deren Hilfe wir die
richtigen Bewegungsmuster schulen und trainieren können. Aber ich denke, ihr
seht das Prinzip hinter den Übungen und könnt so selbst entscheiden, welche
Übungen den gewünschten Effekt bringen und welche nicht.
Zusätzlich
sollten wir auch noch darüber sprechen, welche Übungen bei den beschriebenen
Problemen eher kontraproduktiv sind.
Alle
Übungen, bei denen die Schultern in die Abwärtsrotation oder in Depression
gezogen werden, sind dabei etwas mit Vorsicht zu genießen. Hierzu zählen
beispielsweise Klimmzüge, Kreuzheben und alle Übungen, in denen viel Gewicht in
den Händen gehalten wird (Farmer Carries, Ausfallschritte mit Kurzhanteln
etc.). Achtung! Ich sage nicht, dass diese Übungen grundsätzlich schlecht sind.
Alle aufgezählten Übungen sind großartig und ich verwende sie in vielen meiner
Trainingsprogramme. In extremen Fällen sollte der Athlet aber eventuell diese
Übungen für einige Zeit aus seinem Plan streichen bzw. etwas zurück fahren.
Zumindest bis das Problem halbwegs beseitigt ist.
Auch
alle Übungen bei denen Gewicht über den Kopf gedrückt wird, sind wohl nicht die
schlauste Wahl, wenn man bereits weiß, dass der Arm nicht sauber über den Kopf
gehoben werden kann. Der Oberarmkopf befindet sich dann zwangsläufig in einer
ungünstigen Position.
Gerade
nach der Saison treten die Probleme bei Wurfsportlern sowie Athleten aus
anderen Überkopfsportarten (z. B. Schwimmer) verstärkt auf. Die einseitige
Belastung während der Saison fordert hier ihren Tribut. Daher verwende ich die
gezeigten Übungen mit allen diesen Sportlern, gerade am Beginn der Offseason,
um die entstanden Dysbalancen wieder zu korrigieren und die Athleten in eine
gute Ausgangsposition für weiteres Training und die nächste Saison zu bringen.
Wie oft und wieviele WDH würdest du pro woche empfehlen?
AntwortenLöschen3x die woche? Wieviel Sätzte wieviel wdh :)
Sehr guter artikel weiter so
Die Mobilisierungsübungen können im Prinzip jeden Tag durchgeführt werden. Bei den anderen würde ich 2 - 3 mal pro Woche empfehlen. Von den Sätzen/Wiederholungen arbeite ich normal mit 3 x 6 - 8 Wdh. Bei höheren Wiederholungszahlen geht nach meiner Erfahrung die Konzentration der Athleten stark zurück. Da die Übungen leicht falsch ausgeführt werden können, leidet dann die Qualität der Ausführung zu schnell.
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