Schulterschmerzen
gehören wohl zu den häufigsten Problemen bei Baseballspielern und anderen
Wurfsportlern. Daher wird bei diesen Sportarten ein großer Fokus auf die
Gesundheit der Schulter gelegt. Die meisten denken hierbei sofort an das
Training der Rotatorenmanschette mit Kurzhanteln oder Tubings. Eine starke
Rotatorenmanschette ist selbstverständlich wichtig, um den Oberarmkopf stabil in
der Schulterpfanne zu halten.
Viele
Probleme beginnen allerdings schon viel weiter vorne in der Bewegungskette. Die
Schulter ist hier nur das schwächste Glied in der Kette, an dem sich das
Problem letztendlich zeigt.
Die richtige Bewegung der Schulterblätter
Die
Rotatorenmanschette besteht aus 4 verhältnismäßig kleinen Muskeln. Deren wichtige
Aufgabe ist es den Oberarmkopf in jeder Armposition in die Schulterpfanne zu
ziehen (zentrieren). So bleibt gewährleistet, dass der im Verhältnis zur
Schulterpfanne größere Oberarmkopf nicht in seinem Gelenk herumrutscht. Damit
der Arm bei der Wurfbewegung in der Schulterpfanne zentriert bleiben kann, muss
sich das Schulterblatt ebenfalls über die gesamte Bewegung am Brustkorb entlang
bewegen können und am Ende nach oben mit rotieren. Sonst wird der Oberarmkopf
aus seiner Zentrierung herausgezwungen.
Problem 1: Ein überdominanter Latissiumus
Die
Standardanweisung beim Training der Rotatorenmanschette an den Athleten ist:
„Setze die Schulterblätter gut, indem du sie nach innen und unten ziehst.“
Diese Bewegung sollte (unter anderem) durch den unteren Anteil des Trapezius
ausgeführt werden. Der untere Anteil des Trapezius arbeitet beim Wurf als
„Anker“, um das Schulterblatt zu stabilisieren. Diese Anweisung ist jedoch nicht
für jeden Sportler zielführend. Bei vielen Werfern ist der Latissimus
überdominant. Der Latissimus setzt zwar nicht direkt am Schulterblatt an, arbeitet
aber in einer ähnlichen Zugrichtung wie der untere Trapezius und beeinflusst
die Rotation des Schulterblattes mit. Da er kräftiger ist als der Trapezius
versucht er gerne dessen Aufgabe zu übernehmen. Der Athlet steckt dann in einer
Position fest, in der das Schulterblatt in der Grundhaltung bereits zu weit nach unten rotiert ist. Der Versuch, die
Schulterblätter nach innen und unten zu ziehen, verstärkt diese Tendenz meist
noch weiter.
Die
Folge hiervon ist, dass das Schulterblatt bei der Wurfbewegung nicht den vorgesehenen
Weg mitgehen kann. Wenn das
Schulterblatt jedoch nicht sauber mit durch die Wurfbewegung geht, muss der
Oberarm, wie oben beschrieben, dieses Bewegungsdefizit ausgleichen und rutscht
dabei aus seiner Zentrierung in der Schulterpfanne heraus. Das kann auch eine
starke Rotatorenmanschette nicht verhindern.
Auf
Dauer kann diese Fehlbelastung eine Reihe von Problemen und
Überlastungsverletzungen erzeugen.
Ob
das Schulterblatt eines Athleten vom Latissimus zu weit herunter gezogen wird,
kann man bereits anhand der Körperhaltung sehen.
Wie
im Bild zu erkennen, steht das Schulterblatt beim Athleten links bereits in
seiner Ausgangsposition zu weit nach unten rotiert. Die rote Linie entlang des
Schulterblattes zeigt dessen Verlauf etwas besser auf. Der Athlet wird daher
Schwierigkeiten haben, das Schulterblatt beim Werfen in die richtige Position
zu bekommen. Zum Vergleich sieht man auf dem rechten Bild, wie das
Schulterblatt normal stehen sollte.
Zusätzlich
erkennt man das Problem auch an den hängenden Schultern (schwarze Linie). Auf
dem linken Bild fällt die Kontur der Schultern diagonal ab. Auf dem rechten
Foto ist die Schulter hingegen deutlich horizontaler.
Lässt
man den betroffenen Athleten die Arme nach vorne anheben, sieht man dabei meist
auch eine Ausweichbewegung des Oberkörpers, damit die Arme, trotz stehen
bleibendem Schulterblatt, bis ganz nach oben gehoben werden können.
Meist
fällt der Athlet dabei ins Hohlkreuz und die Rippen kommen nach vorne heraus.
Problem 2: Fehlende Mobilität in der Brustwirbelsäule
Der
überdominante Latissiums ist ein Grund für diese Ausweichbewegung. Es gibt
allerdings noch weitere Faktoren, an denen dieses Ausweichen liegen kann.
Um
die Arme problemlos komplett über den Kopf heben zu können, muss die
Brustwirbelsäule eine gewisse Beweglichkeit besitzen.
Wenn
dem Athleten die nötige Mobilität in der Brustwirbelsäule fehlt, muss diese
wiederum durch die Bewegung der Lendenwirbelsäule kompensiert werden. Die
Lendenwirbelsäule ist allerdings darauf ausgelegt stabil zu sein. Daher führt
diese Verschiebung in der Bewegungskette nicht selten zu Schmerzen im unteren
Rücken. Diese Verschiebung zieht sich durch die gesamte Kette durch. Durch das Zurücklehnen des Oberkörpers, kann das Schulterblatt nicht mehr in die für das Werfen optimale Position gebracht werden. Die Folge ist wiederum die Dezentrierung des Oberarmkopfes, da die Schulter als schwächstes Glied in der Kette die fehlende Mobilität ausgleichen muss. Auf Dauer erhalten wir dann häufig die Quittung in Form von
Schulterschmerzen und Überlastungsverletzungen.
Problem 3: Zu schwache Rumpfmuskulatur
Aber
auch eine zu schwache vordere Rumpfmuskulatur kann die Ursache sein, dass wir
ins Hohlkreuz fallen oder die richtigen Brustkorbposition verlieren. Die Rippen gut zu setzen bedeutet, dass der Abstand zwischen Brustkorb und Becken sich nicht verändert.
Die
Aufgabe des Rumpfes beim Werfen ist es, dem Körper die nötige Stabilität zu
geben, damit die Kraft aus den Beinen in den Oberkörper transferiert werden
kann. Ist er hierzu zu schwach oder wird er vom Körper nicht richtig
angesteuert, weicht der Oberkörper aus und ein Teil der Energie verpufft. Das
Resultat ist dabei meist das gleiche wie in den oben beschrieben Fällen. Der
Athlet fällt ins Hohlkreuz und die Rippen kommen nach vorne. Das Schulterblatt
kann nicht in die richtige Position gebracht werden und die Schulter muss das
Problem ausgleichen.
Eine
gut ausgebildete Rumpfvorderseite hält die Rippen in Position und
erlaubt einen effizienten Energietransfer vom Unter- in den Oberkörper.
Die
oben aufgezählten Faktoren beeinflussen sich zum Großteil gegenseitig. Wenn
eines der Elemente in der Bewegungskette gestört ist, beeinflusst das direkt
auch die anderen in der Wurfbewegung beteiligten Körperteile.
Wer
mit Schulterproblemen zu kämpfen hat sollte sich daher das gesamte Bild
anschauen und sich nicht nur auf das Training der Rotatorenmanschette
beschränken. Wie beschrieben können die Ursachen hierfür vielfältig sein. Oft
hilft das Beheben eines der aufgezeigten Probleme, um die Schulter wieder in
eine gute Position zu bekommen und hierdurch die Schulterprobleme zu
beseitigen.
Im nächsten Teil, werde ich euch ein paar der Übungen zeigen, die ich verwende um diese Probleme zu beheben.
Im nächsten Teil, werde ich euch ein paar der Übungen zeigen, die ich verwende um diese Probleme zu beheben.
Diese
Probleme betreffen übrigens nicht nur die Schulter. Auch der Ellbogen kann
hierdurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Als eines der letzten Glieder in
der Kette ist auch er anfällig für Überlastungen durch Bewegungen, für die er
eigentlich nicht ausgelegt ist.
In Teil 2 gehe ich genauer auf die richtige Bewegung der Schulterblätter ein und zeige, wie ich das Problem mit unseren Athleten angehe.
In Teil 2 gehe ich genauer auf die richtige Bewegung der Schulterblätter ein und zeige, wie ich das Problem mit unseren Athleten angehe.
Und wie kann man derartige Probleme wie 1-2 lösen?
AntwortenLöschenDanke
Zu 1. Dein Training kontrollieren wieviel Übungen du für den Latissimus hast und gegebenenfalls anpassen. Und vor allem auf einen gut dehnfähigen Latissimus achten. Kraft ist nie schlecht nur wenn deine Muskeln zu steif und unelastisch werden hast du ein Problem.
LöschenZu 2.ergänzend ganz banal Blackpool für die Brustwirbelsäule und dann deinen Trainingsplan wieder checken bei welchen Übungen du die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule brauchst und wie du sie ausführst. Oft hilft eine saubere Ausführung schon extrem weiter.
TRAINER FRAGEN!
Ich werde demnächst noch einen Artikel nachschieben, in dem ich ein paar Übungen vorstelle, mit denen ich zusätzlich an den beschriebenen Problemen arbeite.
LöschenGuter Artikel.
AntwortenLöschenWas viele nicht wissen ist, dass der Latissimus aktiv an der Wurfbewegung beteiligt ist, da er den Oberarm im Schultergelenk nach innen dreht. der Lat. ist zwar hinten, arbeitet aber beim Wurf trotzdem mit den "Vorwärts" Muskeln (brust, schulter...) zusammen. Die Innenrotation des Oberarms ist nämlich mit die stärkste beschleunigende Kraft und Topwerfer erreichen unglaublich hohe Raten an Innenrotation (viele Wissen das gar nicht und denken beim Wurf nur an Schulterflexion und Armstreckung, dabei hat die Innenrotation im Oberarm vermutlich noch mehr Anteil an der Beschleunigung.
https://ojs.ub.uni-konstanz.de/cpa/article/viewFile/2695/2533
Diese starke Innenrotation ist wichtig um hart Werfen zu können, bedingt aber auch ein Verletzungspotential, weshalb es wichtig ist die Außenrotatoren der Schulter (die viel kleiner sind als die riesigen Innenrotatoren wie Lat., pectoralis und vorderer Anteil des Delta) zu stärken.