Montag, 28. März 2016

Sollten wir auf Gluten und Laktose verzichten?

Beim Einkaufen entdeckt man in den Supermärkten vermehrt Produkte, die als gluten- und/oder laktosefrei beworben werden. Wenn man sich die aktuell steigenden Verkaufszahlen dieser Produkte ansieht, scheint es, als ob immer mehr Menschen Probleme mit der Verdauung von Gluten und Laktose haben. Diese Produkte sind preislich meist deutlich teurer als die vergleichbaren „regulären“ Produkte und können, gerade was glutenfreie Lebensmittel angeht, geschmacklich in der Regel nicht mit ihren konventionellen Verwandten mithalten.
Durch die prominente Platzierung der Logos auf der Verpackung wird dem Verbraucher allerdings suggeriert, dass er mit gluten- bzw. laktosefreien Lebensmitteln die gesündere Wahl trifft. Oft sind diese Produkte auch in der Bioabteilung zu finden, was den vermeintlich gesunden Charakter nochmals unterstreicht. 
Aber sind gluten- und laktosefreie Lebensmittel wirklich gesünder?
Um diese Frage zu klären, werde ich erst einmal beide Inhaltsstoffe und die Probleme damit kurz erklären.


Gluten:

Gluten ist ein aus Proteinen bestehender Inhaltsstoff, der in Getreiden wie z. B. Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel etc. enthalten ist. Gluten gibt unter anderem in Verbindung mit Wasser dem Teig seine elastische Konsistenz und sorgt beim Backen dafür, dass der Teig gut aufgehen kann.
Einige Menschen vertragen das Klebereiweiß Gluten allerdings nicht. Hierbei muss man zwischen einer Glutenunverträglichkeit und dem Krankheitsbild Zöliakie unterscheiden.
Während eine Unverträglichkeit bedeutet, dass der Körper Gluten nicht richtig verdauen kann, was zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Durchfall und Bauchschmerzen führen kann, bewirkt bei einer Zöliakie die Aufnahme von Gluten eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Dadurch werden auf Dauer die Darmzotten im Dünndarm zerstört und Nährstoffe aus der Nahrung können nur noch unzureichend aufgenommen werden. Außer den direkten Folgen der Entzündung tritt hierdurch häufig ein Nährstoffmangel auf. Die Folgen der Zöliakie können dementsprechend vielfältig sein und betreffen häufig den gesamten Körper. Dies macht eine Diagnose meist nicht leicht. Von Zöliakie sind allerdings nach aktuellem Stand weniger als 1 % der Bevölkerung betroffen. Aber egal, ob Unverträglichkeit oder Zöliakie, in beiden Fällen bleibt den Betroffenen als Lösung nur eine streng glutenfreie Ernährung, um die unangenehmen Folgen zu vermeiden. Hier können glutenfreie Ersatzprodukte helfen, den schweren Einschnitt in die bisherigen Essgewohnheiten abzuschwächen. Wer den Verdacht hat, dass er tatsächlich kein Gluten verträgt, sollte sich beim Arzt Gewissheit verschaffen, bevor er einen solchen Einschnitt in seine Ernährung vornimmt.
Aber was ist dran an den vermeintlich ansteigenden Fällen an Glutenunverträglichkeiten? Fakt ist, dass Gluten nicht nur in den offensichtlichen Lebensmitteln wie Brot und anderen Getreideprodukten vorzufinden ist. Auch in vielen Fertigprodukten oder auch in Fleischersatzprodukten wird Gluten zugefügt, um die gewünschte Konsistenz und Bissfestigkeit zu erzielen. Dadurch kann man große Mengen an Gluten aufnehmen, ohne dies zu merken. Wie so oft kommt es daher auf die Menge an, die wir zu uns nehmen. Ein übermäßiger Verzehr kann durchaus auch bei Menschen, die Gluten an sich problemlos vertragen, zu Verdauungsproblemen führen. Dies ist aber kein Grund für gesunde Menschen, auf alle glutenhaltigen Lebensmittel zu verzichten. Zwar hat ein Verzicht auch keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen, der Lebenskomfort und der Genuss werden aber auf jeden Fall deutlich eingeschränkt. Vielmehr kann ich daher nur die Empfehlung geben, auf hochverarbeitete Lebensmittel weitestgehend zu verzichten und sich möglichst ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren.
Nur weil vereinzelte Menschen auf bestimmte Stoffe empfindlich oder allergisch reagieren, verfallen wir ansonsten auch nicht in Panik und versuchen alle diese Stoffe zu meiden. Das gleiche gilt in meinen Augen auch für Gluten.


Laktose:

Weltweit sind etwa 75 % der erwachsenen Menschen laktoseintolerant. Das bedeutet, dass ihr Körper den in der Milch enthaltenen Zucker (Laktose) nicht aufspalten kann, da sie das benötigte Enzym Laktase nicht produzieren. Von Geburt an kann jeder Mensch Laktose verdauen. Bei manchen Menschen hört der Körper allerdings nach dem Abstillen auf, Laktase zu produzieren. Wir Europäer sind davon aber eher selten betroffen. Es lässt sich ein deutliches Nord- Süd-Gefälle erkennen. In Skandinavien tritt die Laktoseintoleranz kaum auf, je weiter man nach Südeuropa kommt, desto häufiger wird sie. In Deutschland sind etwa 15 % der Bevölkerung betroffen. In Afrika und Asien ist eine Laktoseintoleranz hingegen eher die Regel als die Ausnahme.

Aber sollten Menschen, die Milch gut vertragen, trotzdem aus gesundheitlichen Gründen auf Milchprodukte verzichten bzw. zu laktosefreien Produkten greifen?

Zunächst einmal hat ein Verzicht auf Laktose keine negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Grundsätzlich gibt es aber auch keine stichhaltigen Hinweise darauf, dass es für Menschen, die keine Intoleranz gegen Laktose haben, einen gesundheitlichen Nutzen durch den Verzicht gibt.
Vorrangig hat mal wieder die Lebensmittelindustrie den Trend für sich erkannt. Mit laktosefreien, genauso wie mit glutenfreien Produkten, lässt sich gut Geld verdienen. Viele Käsesorten enthalten beispielsweise von Natur aus kaum Laktose und werden auch von Personen mit Laktoseintoleranz problemlos vertragen. Trotzdem werden inzwischen als laktosefrei gekennzeichnete Varianten zum höheren Preis angeboten. Hier liegt der Verdacht der Gewinnmaximierung durchaus nahe. Viele gesundheitsbewusste Menschen sind bereit, mehr Geld für den vermeintlichen Gesundheitsnutzen zu bezahlen.
Bei übermäßigem Verzehr von Milchprodukten kann es dennoch, wie auch bei Gluten beschrieben, auf Dauer zu Problemen mit der Verdauung kommen. Wie viel Laktose man problemlos verträgt ist individuell unterschiedlich. Die einfachste Variante dies herauszufinden ist es einfach selbst zu testen. Solange man keine Verdauungsprobleme durch Milchprodukte bekommt, spricht in meinen Augen auch nichts gegen deren Verzehr.


Abschließend lässt sich sagen, dass gluten- und lakosefreie Produkte eine gute Variante für Menschen mit entsprechender Unverträglichkeit sind. Für gesunde Menschen sehe ich die aktuelle Entwicklung aber eher als eine Modeerscheinung, die nur unseren Geldbeutel belastet. Ich bin gespannt, welcher Nahrungsbestandteil oder welche Lebensmittelgruppe als nächstes dämonisiert wird. Die Lebensmittelindustrie wird sich jedenfalls freuen, denn letztendlich sind sie die größten Profiteure dieser Ernährungstrends. Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel etwas zur Aufklärung und Entspannung beitragen. Wenn die Information für euch hilfreich war, würde es mich freuen, wenn ihr den Artikel teilt oder mir einen Kommentar hinterlasst.

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