Beim
Einkaufen entdeckt man in den Supermärkten vermehrt Produkte, die als gluten-
und/oder laktosefrei beworben werden. Wenn man sich die aktuell steigenden
Verkaufszahlen dieser Produkte ansieht, scheint es, als ob immer mehr Menschen
Probleme mit der Verdauung von Gluten und Laktose haben. Diese Produkte sind
preislich meist deutlich teurer als die vergleichbaren „regulären“ Produkte
und können, gerade was glutenfreie Lebensmittel angeht, geschmacklich in der
Regel nicht mit ihren konventionellen Verwandten mithalten.
Durch
die prominente Platzierung der Logos auf der Verpackung wird dem Verbraucher
allerdings suggeriert, dass er mit gluten- bzw. laktosefreien Lebensmitteln die
gesündere Wahl trifft. Oft sind diese Produkte auch in der Bioabteilung zu
finden, was den vermeintlich gesunden Charakter nochmals unterstreicht.
Um
diese Frage zu klären, werde ich erst einmal beide Inhaltsstoffe und die
Probleme damit kurz erklären.
Gluten:
Gluten
ist ein aus Proteinen bestehender Inhaltsstoff, der in Getreiden wie z. B.
Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel etc. enthalten ist. Gluten gibt unter anderem in
Verbindung mit Wasser dem Teig seine elastische Konsistenz und sorgt beim
Backen dafür, dass der Teig gut aufgehen kann.
Einige
Menschen vertragen das Klebereiweiß Gluten allerdings nicht. Hierbei muss man
zwischen einer Glutenunverträglichkeit und dem Krankheitsbild Zöliakie
unterscheiden.
Während
eine Unverträglichkeit bedeutet, dass der Körper Gluten nicht richtig verdauen
kann, was zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Durchfall und Bauchschmerzen
führen kann, bewirkt bei einer Zöliakie die Aufnahme von Gluten eine Entzündung
der Dünndarmschleimhaut. Dadurch werden auf Dauer die Darmzotten im Dünndarm
zerstört und Nährstoffe aus der Nahrung können nur noch unzureichend aufgenommen
werden. Außer den direkten Folgen der Entzündung tritt hierdurch häufig ein
Nährstoffmangel auf. Die Folgen der Zöliakie können dementsprechend vielfältig
sein und betreffen häufig den gesamten Körper. Dies macht eine Diagnose meist
nicht leicht. Von Zöliakie sind allerdings nach aktuellem Stand weniger als 1 %
der Bevölkerung betroffen. Aber egal, ob Unverträglichkeit oder Zöliakie, in beiden Fällen bleibt den Betroffenen als Lösung nur eine streng glutenfreie Ernährung, um die
unangenehmen Folgen zu vermeiden. Hier können glutenfreie Ersatzprodukte
helfen, den schweren Einschnitt in die bisherigen Essgewohnheiten
abzuschwächen. Wer den Verdacht hat, dass er tatsächlich kein Gluten verträgt,
sollte sich beim Arzt Gewissheit verschaffen, bevor er einen solchen Einschnitt
in seine Ernährung vornimmt.
Aber
was ist dran an den vermeintlich ansteigenden Fällen an
Glutenunverträglichkeiten? Fakt ist, dass Gluten nicht nur in den
offensichtlichen Lebensmitteln wie Brot und anderen Getreideprodukten
vorzufinden ist. Auch in vielen Fertigprodukten oder auch in
Fleischersatzprodukten wird Gluten zugefügt, um die gewünschte Konsistenz und
Bissfestigkeit zu erzielen. Dadurch kann man große Mengen an Gluten aufnehmen,
ohne dies zu merken. Wie so oft kommt es daher auf die Menge an, die wir zu uns
nehmen. Ein übermäßiger Verzehr kann durchaus auch bei Menschen, die Gluten an
sich problemlos vertragen, zu Verdauungsproblemen führen. Dies ist aber kein
Grund für gesunde Menschen, auf alle glutenhaltigen Lebensmittel zu verzichten.
Zwar hat ein Verzicht auch keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen, der
Lebenskomfort und der Genuss werden aber auf jeden Fall deutlich eingeschränkt.
Vielmehr kann ich daher nur die Empfehlung geben, auf hochverarbeitete
Lebensmittel weitestgehend zu verzichten und sich möglichst ausgewogen und
abwechslungsreich zu ernähren.
Nur
weil vereinzelte Menschen auf bestimmte Stoffe empfindlich oder allergisch
reagieren, verfallen wir ansonsten auch nicht in Panik und versuchen alle diese
Stoffe zu meiden. Das gleiche gilt in meinen Augen auch für Gluten.
Laktose:
Weltweit
sind etwa 75 % der erwachsenen Menschen laktoseintolerant. Das bedeutet, dass
ihr Körper den in der Milch enthaltenen Zucker (Laktose) nicht aufspalten kann,
da sie das benötigte Enzym Laktase nicht produzieren. Von Geburt an kann jeder
Mensch Laktose verdauen. Bei manchen Menschen hört der Körper allerdings nach
dem Abstillen auf, Laktase zu produzieren. Wir Europäer sind davon aber eher
selten betroffen. Es lässt sich ein deutliches Nord- Süd-Gefälle erkennen. In
Skandinavien tritt die Laktoseintoleranz kaum auf, je weiter man nach Südeuropa
kommt, desto häufiger wird sie. In Deutschland sind etwa 15 % der Bevölkerung
betroffen. In Afrika und Asien ist eine Laktoseintoleranz hingegen eher die
Regel als die Ausnahme.
Aber
sollten Menschen, die Milch gut vertragen, trotzdem aus gesundheitlichen Gründen
auf Milchprodukte verzichten bzw. zu laktosefreien Produkten greifen?
Zunächst
einmal hat ein Verzicht auf Laktose keine negativen Auswirkungen auf unsere
Gesundheit. Grundsätzlich gibt es aber auch keine stichhaltigen Hinweise darauf, dass
es für Menschen, die keine Intoleranz gegen Laktose haben, einen
gesundheitlichen Nutzen durch den Verzicht gibt.
Vorrangig
hat mal wieder die Lebensmittelindustrie den Trend für sich erkannt. Mit
laktosefreien, genauso wie mit glutenfreien Produkten, lässt sich gut Geld
verdienen. Viele Käsesorten enthalten beispielsweise von Natur aus kaum Laktose
und werden auch von Personen mit Laktoseintoleranz problemlos vertragen.
Trotzdem werden inzwischen als laktosefrei gekennzeichnete Varianten zum
höheren Preis angeboten. Hier liegt der Verdacht der Gewinnmaximierung durchaus
nahe. Viele gesundheitsbewusste Menschen sind bereit, mehr Geld für den
vermeintlichen Gesundheitsnutzen zu bezahlen.
Bei
übermäßigem Verzehr von Milchprodukten kann es dennoch, wie auch bei Gluten
beschrieben, auf Dauer zu Problemen mit der Verdauung kommen. Wie viel Laktose
man problemlos verträgt ist individuell unterschiedlich. Die einfachste
Variante dies herauszufinden ist es einfach selbst zu testen. Solange man keine
Verdauungsprobleme durch Milchprodukte bekommt, spricht in meinen Augen auch
nichts gegen deren Verzehr.
Abschließend
lässt sich sagen, dass gluten- und lakosefreie Produkte eine gute Variante für
Menschen mit entsprechender Unverträglichkeit sind. Für gesunde Menschen sehe
ich die aktuelle Entwicklung aber eher als eine Modeerscheinung, die nur
unseren Geldbeutel belastet. Ich bin gespannt, welcher Nahrungsbestandteil oder
welche Lebensmittelgruppe als nächstes dämonisiert wird. Die
Lebensmittelindustrie wird sich jedenfalls freuen, denn letztendlich sind sie
die größten Profiteure dieser Ernährungstrends. Ich hoffe, ich konnte mit diesem
Artikel etwas zur Aufklärung und Entspannung beitragen. Wenn die Information
für euch hilfreich war, würde es mich freuen, wenn ihr den Artikel teilt oder
mir einen Kommentar hinterlasst.
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