Kreuzheben
ist für mich eine der besten Übungen überhaupt. Nicht nur ist die Bewegung, ein
schweres Gewicht vom Boden aufzuheben, eine der funktionellsten Bewegungen für
den Alltag, dadurch, dass sie die gesamte Körperrückseite trainiert, ist es
auch die perfekte Übung für alle, die den Großteil des Tages sitzen.
Kreuzheben
besticht dabei durch seine Einfachheit. Entweder man hebt das Gewicht oder man
hebt es nicht. Es gibt also deutlich weniger Auslegungsmöglichkeiten als z. B.
beim Kniebeugen oder Bankdrücken. Auch das macht für mich die Faszination und
den Reiz der Übung aus.
Auch wenn Kreuzheben technisch nicht die schwierigste Übung ist, gibt es doch einige Fallstricke, die einen Athleten daran hindern können, das maximal mögliche Gewicht zu heben. Da beim Kreuzheben in der Regel das höchste Gewicht bewegt werden kann, können kleine Technikfehler ebenfalls das Verletzungsrisiko steigern. Daher beschreibe ich in diesem Artikel die häufigsten Probleme, auf die ich in meiner täglichen Arbeit immer wieder stoße und wie ich diese korrigiere. Oft sind es nämlich nur Kleinigkeiten, die schuld daran sind, dass wir, was das Gewicht beim Kreuzheben betrifft, auf der Stelle treten.
Eines
der häufigsten Probleme, das ich beobachte, ist das „Hochschießen“ der Hüfte
beim Beginn des Hebens. Der Athlet startet in einer guten Ausgangsposition. Sobald
er beginnt zu ziehen, hebt sich aber die Hüfte, weil der Athlet die Beine
streckt. Der Grund ist in der Regel eine Schwäche der Gluteusmuskulatur und der
Oberschenkelrückseite. Durch das Anheben der Hüfte wird die Last beim Heben
mehr auf den unteren Rücken verlagert und die Beinbeugemuskulatur wird stärker
auf Vorspannung gebracht. Das Problem tritt bei den meisten Sportlern erst bei schwerem
Gewicht auf, da der Körper erst dann die Schwachstellen in der Bewegungskette
kompensieren muss. Dieses Ausweichen bremst auf Dauer allerdings den
Fortschritt aus.
Was
sich nach meiner Erfahrung am besten als Korrektur bewährt hat, ist die Anweisung:
„Halte dich an der Stange fest und drücke dich dann mit den Fersen durch den
Boden.“ Hierdurch denkt der Trainierende nicht zu sehr an das nach oben Heben,
sondern baut eine gleichmäßige Spannung in der Beinrückseite auf, um die Hantel
vom Boden zu heben. Auch der direkte Hinweis, langsam Spannung in der
Oberschenkelrückseite aufzubauen, bevor das Gewicht den Boden verlässt, kann
manchen Athleten helfen. Eventuell muss das Gewicht zunächst etwas reduziert
werden, um eine saubere Technik zu gewährleisten. Durch den Fokus auf die
Anweisung wird allerdings die Oberschenkelrückseite gut trainiert und sollte
innerhalb von kurzer Zeit im Vergleich zum unteren Rücken aufholen. Auf lange
Sicht kann der Athlet so in der Regel mehr Gewicht heben und ein eventuelles Plateau
durchbrechen.
Richtig Rumpfspannung
aufbauen:
Maximale
Rumpfspannung während des Kreuzhebens aufzubauen und zu halten, ist einer der
entscheidendsten Punkte, um viel Gewicht zu heben und gleichzeitig die
Wirbelsäule zu schützen. Die richtige Technik sollte daher bereits während der
Warmupsätze angewendet und geübt werden. Zum Veranschaulichen lasse ich die
Athleten dazu mit beiden Händen (Finger nach vorne, Daumen zeigt nach hinten) über dem Beckenknochen in ihre Rumpfseiten drücken. Ziel ist es jetzt, die
Rumpfmuskulatur ringsherum so anzuspannen, dass dadurch die Finger aktiv nach
außen gedrückt werden. Alternativ benutze ich die Anweisung: „Stell dir vor, du
versuchst einen Gürtel um deinen Bauch mit Hilfe der Rumpfmuskulatur zu
sprengen.“ Bei manchen Athleten funktioniert auch: „Stell dir vor, du bläst
einen Luftballon in deinem Bauch auf.“
Außerdem
hilft es den Latissimus anzuspannen, um eine möglichst große Stabilität durch
den gesamten Rumpf zu bekommen, bevor man die Stange anhebt. Immer wieder hört
man dafür die Anweisung: „Ziehe die Schulterblätter zurück.“ In der
Vergangenheit habe ich diesen Hinweis auch schon verwendet. Das Problem dabei
ist allerdings, dass durch das Zurückziehen der Schulterblätter gleichzeitig
die Arme kürzer werden. Somit muss man sich weiter herunterbeugen, um die
Stange zu greifen. Dies erschwert das Heben unnötig. Daher verwende ich
inzwischen die Anweisung: „Presse die Arme so hart wie möglich an den
Oberkörper.“ Oder „Presse Orangen unter deinen Achseln aus.“ Als körperliches
Feedback kann man hierfür z. B. auch ein Tubing mit Griffen oder ähnliches verwenden.
Die Griffe werden unter die Achseln geklemmt und der Trainer zieht von hinten
leicht an dem Tubing. Ziel ist es, beim Heben die Griffe nicht unter den
Achseln zu verlieren. Dadurch wird der Athlet gezwungen durchgehend die
Spannung aufrecht zu erhalten.
Zu viel Ruck beim Anheben
der Stange:
Ziel
beim Heben ist es, die Stange mit einer möglichst zügigen Geschwindigkeit vom
Boden zu heben. Das verleitet einige Athleten allerdings dazu in der
Ausgangsposition die Arme gebeugt zu haben und die Bewegung dann mit einem Ruck
zu beginnen. Darüber freuen sich aber weder unsere Ellbogen noch die
Bizepssehne in unserer Schulter. Außerdem verliert der Trainierende dabei oft
die Spannung und Stabilität im oberen Rücken oder verändert seine gesamte
Ausgangsposition.
Auch
hier hat sich für mich wieder eine Anweisung besonders bewährt: „Ziehe die
Biegung aus der Stange, bevor du die Stange hebst.“ Diese Anweisung bewirkt
nicht nur ein Strecken der Arme, sie hilft auch bei den ersten beiden
Problemen, da es leichter fällt Spannung aufzubauen, wenn man sich „in die
Stange hineinziehen“ kann.
Knie knicken nach innen
ein:
Gerade
bei jungen Sportlern und Trainingsanfängern beobachte ich gelegentlich, dass
die Knie nach innen einknicken. Das kann zum einen an einem zu breiten Stand
liegen. Besonders beim Kreuzheben mit der Trapbar passiert dies häufig. Da die
Arme hier die Stange seitlich vom Körper greifen, kommen sie leichter mit den
Knien in Konflikt. Damit die Arme die seitlichen Griffe greifen können, weichen
die Knie zwangsläufig nach innen aus. Ein engerer Stand löst dieses Problem
sofort.
Zum
anderen kann aber auch fehlende Stabilität die Ursache hierfür sein. Durch das
nach innen Knicken der Knie sucht sich der Körper die benötigte Stabilität in
den passiven Strukturen des Knies. Um das zu vermeiden, verwende ich die
Anweisung: „Drücke beim Heben in die Außenkante der Schuhe.“ Oder „Versuche den
Boden mit den Füßen auseinanderschieben.“ Auch ein Gummiband um die Knie kann
dem Athleten ein gutes körperliches Feedback geben, indem er die Abduktoren
aktivieren muss, um die Knie gegen das Gummiband nach außen zu drücken. Häufig
tritt dieses Problem auch bei Kniebeugen auf. Hier funktionieren die Anweisungen
genauso gut wie beim Kreuzheben.
Die
hier beschriebenen Anweisungen und Tipps funktionieren bei meinen Athleten in
der Regel sehr gut. Von daher hoffe ich, dass sie euch ebenfalls weiterhelfen.
Wenn ihr auch mit den hier beschriebenen Problemen kämpft, dann probiert die
Tipps einfach einmal aus. Welche Probleme hab ihr ansonsten beim Kreuzheben,
oder habt ihr weitere Lösungsvorschläge für die hier beschriebenen Probleme?
Über euer Feedback in Form eines Kommentares würde ich mich freuen. Bitte teilt
außerdem diesen Artikel, wenn ich euch weiterhelfen konnte, damit auch andere
von den Tipps profitieren können.
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