Mittwoch, 27. Januar 2016

Die perfekte Ernährung

Direkt vorneweg: Ich glaube nicht, dass es so etwas wie die perfekte Ernährung gibt.
Nichtsdestotrotz ist Ernährung in meinen Augen einer der entscheidendsten Punkte für unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Viele Krankheiten unserer Wohlstandsgesellschaft lassen sich nach aktuellem Stand der Forschung auf unsere Ernährung zurückführen. Die Nahrung ist nicht nur der Treibstoff für unseren Körper, sondern liefert auch die Bausteine, aus denen sämtliche Zellen unseres Körpers gebildet werden. Den Spruch: „Du bist, was du isst.“ kann man also durchaus wörtlich verstehen.

Für viele Menschen ist Ernährung allerdings noch viel mehr als das. Vielfach hat man schon den Eindruck, dass Ernährung zum Religionsersatz wird. Gerade die Anhänger von extremen Ernährungsformen neigen häufig dazu, sich durch die Art und Weise, wie sie sich ernähren, anderen überlegen zu fühlen. Wer sich ein wenig mit der Thematik auseinander setzt weiß wovon ich spreche. Ich finde es großartig, wenn sich die Menschen mit gesunder Ernährung beschäftigen. Wenn Menschen teilweise aber schon aggressiv ihre Form der Ernährung als die einzig wahre anpreisen und versuchen, diese anderen Menschen aufzuzwingen, dann schießen sie wohl ein gutes Stück über das Ziel hinaus.

Es gibt zahlreiche verschiedene Ernährungsformen. Von relativ gemäßigt bis zu sehr extremen Formen, bei denen bestimmte Lebensmittelgruppen komplett ausgeschlossen werden. Aktuell populär bei den extremeren Diäten sind besonders die beiden gegensätzlichen Ernährungsformen vegan und Paleo.
Wie schon gesagt, glaube ich nicht, dass es die Eine perfekte Ernährungsform für alle Menschen gibt. Aber selbst diese beiden Extremformen haben ein paar Gemeinsamkeiten, die sich auch in meinen grundsätzlichen Empfehlungen wiederfinden.

Ziel dieses Artikels ist es zwar nicht, die verschiedenen Ernährungsformen zu vergleichen oder zu bewerten, trotzdem kann ich mir ein paar Kommentare nicht ganz verkneifen.
Sowohl die vegane, als auch die Paleoernährung zeigen bei vielen Menschen positive gesundheitliche Auswirkungen. Und das, obwohl sie doch von Grund auf sehr unterschiedlich sind. Wie kann das sein? Die Erklärung ist in meinen Augen relativ einfach. Menschen, die einer bestimmten Ernährungsphilosphie folgen, beschäftigen sich grundsätzlich mehr mit dem, was sie essen, als der Durchschnittsbürger. Sie achten also viel mehr auf die Qualität und auf die Menge, die sie essen. Dementsprechend haben sie meist auch bessere Werte als der Durchschnitt, der sich von schnell verfügbaren und hochverarbeiteten Lebensmitteln ernährt und meist nicht viel Gedanken daran verschwendet, was er isst.

Und da sind wir jetzt beim ersten Punkt meiner Ernährungsempfehlung: Esst möglichst frische, wenig verarbeitete Lebensmittel.

Durch die Verarbeitung von Lebensmitteln sinkt in der Regel der Nährstoffgehalt und gleichzeitig steigt der Energiegehalt an. Einfach gesagt: Mehr Kalorien, weniger Nährstoffe. Hinzu kommen diverse Zusatzstoffe, um eine bestimmte Konsistenz, Farbe und Geschmack zu erzielen. Häufig werden aus Kostengründen bei verarbeiteten Lebensmitteln gute Zutaten durch billigere Alternativen ersetzt. Auch das erhöht nicht unbedingt die Qualität unseres Essens.
Von daher gilt für mich der einfache Grundsatz: Je weniger verarbeitet, desto besser.

Diese Empfehlung ist eigentlich auch Bestandteil von Paleo und veganer Ernährung. Das ist einer der Gründe für mich, warum diese Ernährungsweisen positive gesundheitliche Auswirkungen auf die Menschen haben können.
Ich schreibe allerdings bewusst "eigentlich". Den veganen Trend hat die Lebensmittelindustrie nämlich inzwischen aufgegriffen und produziert für so ziemlich alle tierischen Lebensmittel vegane Ersatzprodukte. Der eine oder andere Leser erinnert sich vielleicht noch an die Schlagzeilen vor einigen Jahren, in denen von Analogkäse berichtet wurde. Ein billiger Käsenachbau aus dem Chemielabor, der aus pflanzlichen Ölen und Eiweiß zusammengebaut ist, damit die Lebensmittelproduzenten Kosten für echten Käse einsparen können. Was vor ein paar Jahren noch als Betrug am Verbraucher gebrandmarkt wurde, ist inzwischen als vegane Alternative wieder hoffähig und lässt sich sogar noch teurer als echter Käse verkaufen. Was für ein Glücksfall für die Industrie.
Viele der veganen Ersatzprodukte fallen für mich in die Kategorie hochverarbeiteter Lebensmittel und haben deswegen mit der Empfehlung frische Lebensmittel zu essen nichts mehr zu tun.

Eine weitere Gemeinsamkeit von Paleo und Veganer Ernährung ist, dass frisches Gemüse und Obst einen Großteil des täglichen Essens ausmachen. Auch das deckt sich mit meiner Empfehlung: Esst viel verschiedenes frisches Gemüse und Obst, mindestens 5 Portionen am Tag, besser sogar das Doppelte.

Durch viel verschiedenes frisches Gemüse und Obst auf dem Teller decken wir nicht nur am einfachsten den Großteil der benötigten Vital- und Mineralstoffe, sondern nehmen außerdem eine ordentliche Menge an Ballaststoffen auf, die für eine gute, langanhaltende Sättigung und einen stabilen Blutzuckerspiegel sorgen.

Meine nächste Empfehlung lautet: Esst möglichst vielfältige Lebensmittel.

Wenn ich den Leuten erzähle, wie meine Ernährung in der Regel aussieht, bekomme ich häufig eine Frage gestellt: „Dein Essen besteht jeden Tag aus Fleisch/Fisch mit Reis/Kartoffeln/Nudeln und Gemüse, sowie verschiedenen Milchprodukten. Ist das nicht eine total einseitige Ernährung?“ Viele haben bei dieser Beschreibung sofort die klassische Bodybuilderernährung im Kopf. Reis mit Hühnchen und Brokkoli. Dass die oben genannten Kategorien aber die vielfältigsten Möglichkeiten an verschiedenen Rezepten ermöglichen, die keinesfalls langweilig oder einseitig sind, erkennen leider nicht alle.
Im Gegenzug denken sie, dass sie sich mit ihrer durchschnittlichen westlichen Ernährungsweise sehr abwechslungsreich ernähren. Ein Blick auf die Zutatenliste der meisten industriellen Produkte zeigt leider das Gegenteil. Denn die modernen Lebensmittel bestehen meist aus den gleichen Hauptbestandteilen. Diese sind Weizen, Mais und Soja. Das Ganze wird dann mit Salz, Zucker und billigen pflanzlichen Ölen wohlschmeckend gemacht. Wer das nicht glaubt, kann gerne mal die Zutatenlisten auf den Verpackungen von Fertiggerichten genauer lesen. Von abwechslungsreicher Ernährung kann hier nicht wirklich die Rede sein.

Ein Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel erleichtert auch meine nächste Empfehlung: Esst möglichst wenig Zucker.

Dass Zucker in größeren Mengen nicht gerade gesundheitsförderlich ist, ist denke ich unstrittig. Von daher will ich auch gar nicht groß auf Süßigkeiten und andere offensichtliche Zuckerbomben eingehen. Unser Körper ist darauf konditioniert, dass süß gut schmeckt. Das weiß natürlich auch die Lebensmittelindustrie. Demensprechend steckt Zucker auch in vielen Lebensmitteln, in denen wir es auf den ersten Blick nicht vermuten würden. Auch hier hilft wieder ein Blick auf die Zutatenliste. Dabei ist es egal ob normaler Haushaltszucker, Fruchtzucker, Glukosesirup oder eine der sonstigen vielen Umschreibungen für Zucker enthalten ist. Je weniger wir davon zu uns nehmen, desto besser ist es vermutlich für unsere Gesundheit. Wer selbst kocht, hat am besten in der Hand, wieviel oder besser wie wenig Zucker in seinem Essen enthalten ist.

Esst ausreichend Protein bei jeder Mahlzeit.

Proteine sind die Bausteine, aus denen unser Körper aufgebaut ist. Daher ist eine ausreichende Versorgung mit hochwertigen Proteinen so wichtig. Egal, ob man versucht Muskelmasse aufzubauen oder Fett abnehmen möchte, Proteine sind bei beiden Zielen von entscheidender Bedeutung.

Und die letzte Empfehlung, um nicht den Rahmen dieses Artikels zu sprengen: Trinke ausreichend Flüssigkeit über den Tag verteilt. Am besten Wasser, denn ohne ausreichend Flüssigkeit funktioniert unser Körper nicht mehr. Die Empfehlungen für die Flüssigkeitsaufnahme liegen in der Regel irgendwo zwischen 1,5 und 3 Litern am Tag. Ich möchte hier keine genaue Vorgabe machen, da die benötigte Menge stark von sportlicher Tätigkeit, Klima, etc. abhängt. Als Grundregel kann man wohl sagen, dass man so viel trinken sollte, dass kein Durst aufkommt.


Meine Empfehlungen sind weder revolutionär neu, noch sind sie besonders sexy. Sie sind in meinen Augen aber logisch nachvollziehbar und sind für jedermann umsetzbar.
Zwar können auch extreme Ernährungsformen oder Diäten die gewünschten Resultate bringen. Gute Ernährung ist für mich trotzdem nie nur eine kurzfristige Diät, sondern immer ein Lebensstil. Egal ob es das Ziel ist Fett zu verlieren, Muskelmasse aufzubauen oder einfach nur mit seinem aktuellen Gewicht so gesund wie möglich zu leben; all diese Ziele kann man dauerhaft nur mit einer Ernährungsform erreichen, die sich genauso dauerhaft aufrechterhalten lässt. Ansonsten sind die erzielten Erfolge meist kurz nach dem Ende der Diät wieder dahin.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es verschiedene Wege gibt, sich gesund zu ernähren. Die von mir beschriebenen Punkte können hierbei als Grundlage dienen und geben genug Handlungsspielraum, damit sich jeder die Ernährungsform heraussuchen kann, die zu seinem Geschmack und seinen ethischen Ansichten passt. Dabei sollte man immer im Auge behalten, dass jeder Mensch diese Entscheidung für sich selbst treffen muss und die eigene Überzeugung nicht für jeden anderen Menschen auch gelten muss. Die Möglichkeiten sind vielfältig, genauso wie hoffentlich unsere eigene Ernährung auch.

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