Sonntag, 29. November 2015

Individualisieren von Trainingsprogrammen

Jeder Mensch hat unterschiedliche Gründe und Ziele, warum er trainiert. Auch sind die persönlichen und körperlichen Voraussetzungen jedes Athleten unterschiedlich. Ein Trainingsprogramm ist deshalb auch immer etwas sehr Individuelles und sollte speziell auf die Anforderungen des Trainierenden abgestimmt sein. Diese Erwartungshaltung sollte jeder Trainierende dementsprechend auch an seinen Trainer oder an sein Programm stellen. Schließlich bezahlt er in der Regel genau hierfür.

Um ein Trainingsprogramm für einen Sportler zu schreiben, muss der Trainer natürlich erst einmal die genauen Anforderungen der jeweiligen Sportart kennen. Ein Fussballspieler hat z. B. andere Anforderungen als ein Baseballspieler oder ein Eishockeyspieler.
Jede einzelne Sportart beansprucht den Körper auf andere Art und Weise und hat ebenso seine typischen Verletzungsgefahren. Sowohl für die Leistungssteigerung, als auch für den körperlichen Ausgleich und die Verletzungsprophylaxe ist dieses Wissen unabdingbar. Auch wenn es immer Bestandteile in jedem Trainingsplan gibt, die mehr oder weniger allgemeingültig sind, unterscheidet sich die Übungsauswahl und die Herangehensweise je nach Sportart teilweise doch deutlich.

Hinzu kommen aber auch die persönlichen, individuellen Voraussetzungen jedes einzelnen Sportlers. Diese sind vermutlich noch wichtiger, als die allgemeinen Anforderungen einer bestimmten Sportart. Schließlich sollten wir ein Trainingsprogramm immer dem Athleten anpassen und nicht umgekehrt. Was sind die Stärken und Schwächen des Athleten? Welcher Bereich ist für ihn entscheidend um in seinem Sport besser zu werden? Welche körperlichen Einschränkungen hat er, bzw. wie sieht seine Verletzungshistorie aus?
All diese Punkte müssen beachtet werden, um ein entsprechendes Programm erstellen zu können.

Während die meisten Athleten oder im Zweifel auch deren Trainer diese Fragen relativ gut beantworten können, führt kein Weg an einer zusätzlichen „Eingangsuntersuchung“ vorbei. Wir nutzen hierfür beispielsweise den Functional Movement Screen (FMS). Dieser testet in sieben verschiedenen Übungen die wichtigsten Bewegungsmuster und gibt dem Trainer einen sehr guten Überblick, wo die Bewegungsschwächen eines Athleten liegen. Hierdurch können wir gezielt auf die Schwächen des Athleten eingehen und seine Bewegungsqualität verbessern, bevor wir ihn mit schwerem Gewicht beladen. Würde ein Athlet einfach auf diese falschen Bewegungsmuster „drauftrainieren“, würden sich diese vermutlich noch weiter verstärken und über kurz oder lang zu Problemen und Verletzungen führen.
Je nach Sportart kommen dann noch zusätzliche Tests (z. B. Schulterfunktionstest, Hypermoblitätstest etc.) hinzu, um ein möglichst genaues Bild von jedem Sportler zu bekommen.

Aber nicht nur eine Eingangskontrolle ist wichtig. Im Laufe der Zeit muss ein Trainingsprogramm auch immer wieder angepasst und eventuell korrigiert werden. Hierzu ist eine regelmäßige Zwischen- bzw. Erfolgskontrolle notwendig. Nur wenn wir Ziele kontrollieren und messen, sehen wir, ob diese erreicht werden und können demensprechend frühzeitig eingreifen und korrigieren. Je nach Trainingsziel und Zeitpunkt im Jahr sind die Abstände zwischen den Tests sehr unterschiedlich. Bei Leistungstest führen wir einen Retest ca. alle 3 – 6 Monate durch. Bei kurzfristigeren Zielen kann der Zeitraum zwischen zwei Tests natürlich auch deutlich kürzer ausfallen. Einzelne Bewegungsmuster lassen sich oft bereits nach ein paar wenigen Traningseinheiten deutlich verbessern.

Gerade Leistungstest stellen allerdings immer auch eine Verletzungsgefahr dar, da der Athlet hierfür an sein Maximum gehen muss. Daher sollte gut überlegt sein, welche Leistungstests für die Trainingsplanung tatsächlich notwendig sind. Es gibt heute eine riesige Anzahl an verschiedenen Testmöglichkeiten, auf die man zurückgreifen kann. Leider wird oft einfach nur getestet um zu testen. Jeder Test den wir verwenden, sollte eine tatsächliche Aussagekraft für uns haben. Wenn wir aus einem Test keine Rückschlüsse für unsere Trainingsplanung ziehen können, sehe ich keinen Sinn in diesem Test. Teilweise zeigt sich auch erst im Laufe der Zeit, wenn man etwas Erfahrung mit einzelnen Tests gesammelt hat, ob ein Test praxisrelevant ist oder nicht. Stellt sich ein Test als nutzlos heraus, sollte man dann aber auch den Mut haben, diesen wieder zu streichen. Nur weil etwas schon immer so gemacht wurde, ist das keine Begründung, dies auch weiterhin so zu tun.

Bei allen verfügbaren Tests sollte jeder Trainer allerdings auch seine Grenzen kennen. Ein Athlet vertraut dem Trainer seine Karriere und seine Gesundheit an. Als Trainer werden wir nie alle körperlichen Probleme eines Sportlers lösen können. Auch werden sich Verletzungen nie ganz verhindern lassen. Probleme haben allerdings oft mehrere Ursachen, die zusammenkommen und ineinander spielen. Somit gibt es dann auch verschiedene Arten diese zu lösen. Ein gutes Netzwerk aus Ärzten und Physiotherapeuten ist daher extrem wichtig. Es gibt den treffenden Spruch: „Wer nur einen Hammer hat, für den sieht alles aus wie ein Nagel.“ Das bedeutet, ein Trainer versucht in der Regel ein Problem mit bestimmten Übungen zu lösen, ein Physiotherapeut würde das Problem eventuell manuell behandeln, während ein Chirurg hingegen vermutlich eher zum Skalpell greifen würde. Im Interesse des Athleten sollte daher eine gute Abstimmung zwischen den einzelnen Parteien erfolgen, um das bestmögliche Ergebnis für den Sportler zu erzielen. Einen Sportler mit einem Problem zu einem Arzt oder Physiotherapeuten zu schicken, ist daher kein Zeichen für die fehlende Qualifikation eines Trainers, sondern die bestmögliche Nutzung von Synergien, um einem Athleten zu helfen. Schließlich sollte der Athlet immer über dem eigenen Ego es Trainers stehen.


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