Jeder
Mensch hat unterschiedliche Gründe und Ziele, warum er trainiert. Auch sind die
persönlichen und körperlichen Voraussetzungen jedes Athleten unterschiedlich. Ein
Trainingsprogramm ist deshalb auch immer etwas sehr Individuelles und sollte speziell
auf die Anforderungen des Trainierenden abgestimmt sein. Diese
Erwartungshaltung sollte jeder Trainierende dementsprechend auch an seinen
Trainer oder an sein Programm stellen. Schließlich bezahlt er in der Regel
genau hierfür.
Um
ein Trainingsprogramm für einen Sportler zu schreiben, muss der Trainer
natürlich erst einmal die genauen Anforderungen der jeweiligen Sportart kennen. Ein Fussballspieler hat z. B. andere Anforderungen als ein Baseballspieler oder
ein Eishockeyspieler.
Jede
einzelne Sportart beansprucht den Körper auf andere Art und Weise und hat ebenso
seine typischen Verletzungsgefahren. Sowohl für die Leistungssteigerung, als
auch für den körperlichen Ausgleich und die Verletzungsprophylaxe ist dieses
Wissen unabdingbar. Auch wenn es immer Bestandteile in jedem Trainingsplan gibt, die mehr oder weniger allgemeingültig sind, unterscheidet sich die Übungsauswahl und die Herangehensweise je nach Sportart teilweise doch deutlich.
Hinzu kommen
aber auch die persönlichen, individuellen Voraussetzungen jedes einzelnen
Sportlers. Diese sind vermutlich noch wichtiger, als die allgemeinen Anforderungen einer bestimmten Sportart. Schließlich sollten wir ein Trainingsprogramm immer dem Athleten anpassen und nicht umgekehrt. Was sind die Stärken und Schwächen des Athleten? Welcher Bereich ist
für ihn entscheidend um in seinem Sport besser zu werden? Welche körperlichen
Einschränkungen hat er, bzw. wie sieht seine Verletzungshistorie aus?
All
diese Punkte müssen beachtet werden, um ein entsprechendes Programm erstellen
zu können.
Während
die meisten Athleten oder im Zweifel auch deren Trainer diese Fragen relativ
gut beantworten können, führt kein Weg an einer zusätzlichen „Eingangsuntersuchung“
vorbei. Wir nutzen hierfür beispielsweise den Functional Movement Screen (FMS).
Dieser testet in sieben verschiedenen Übungen die wichtigsten Bewegungsmuster
und gibt dem Trainer einen sehr guten Überblick, wo die Bewegungsschwächen
eines Athleten liegen. Hierdurch können wir gezielt auf die Schwächen des
Athleten eingehen und seine Bewegungsqualität verbessern, bevor wir ihn mit
schwerem Gewicht beladen. Würde ein Athlet einfach auf diese falschen
Bewegungsmuster „drauftrainieren“, würden sich diese vermutlich noch weiter
verstärken und über kurz oder lang zu Problemen und Verletzungen führen.
Je
nach Sportart kommen dann noch zusätzliche Tests (z. B. Schulterfunktionstest,
Hypermoblitätstest etc.) hinzu, um ein möglichst genaues Bild von jedem
Sportler zu bekommen.
Aber
nicht nur eine Eingangskontrolle ist wichtig. Im Laufe der Zeit muss ein
Trainingsprogramm auch immer wieder angepasst und eventuell korrigiert werden.
Hierzu ist eine regelmäßige Zwischen- bzw. Erfolgskontrolle notwendig. Nur wenn
wir Ziele kontrollieren und messen, sehen wir, ob diese erreicht werden und
können demensprechend frühzeitig eingreifen und korrigieren. Je nach
Trainingsziel und Zeitpunkt im Jahr sind die Abstände zwischen den Tests sehr
unterschiedlich. Bei Leistungstest führen wir einen Retest ca. alle 3 – 6 Monate
durch. Bei kurzfristigeren Zielen kann der Zeitraum zwischen zwei Tests
natürlich auch deutlich kürzer ausfallen. Einzelne Bewegungsmuster lassen sich
oft bereits nach ein paar wenigen Traningseinheiten deutlich verbessern.
Gerade
Leistungstest stellen allerdings immer auch eine Verletzungsgefahr dar, da der
Athlet hierfür an sein Maximum gehen muss. Daher sollte gut überlegt sein,
welche Leistungstests für die Trainingsplanung tatsächlich notwendig sind. Es
gibt heute eine riesige Anzahl an verschiedenen Testmöglichkeiten, auf die man
zurückgreifen kann. Leider wird oft einfach nur getestet um zu testen. Jeder
Test den wir verwenden, sollte eine tatsächliche Aussagekraft für uns haben.
Wenn wir aus einem Test keine Rückschlüsse für unsere Trainingsplanung ziehen
können, sehe ich keinen Sinn in diesem Test. Teilweise zeigt sich auch erst im
Laufe der Zeit, wenn man etwas Erfahrung mit einzelnen Tests gesammelt hat, ob
ein Test praxisrelevant ist oder nicht. Stellt sich ein Test als nutzlos
heraus, sollte man dann aber auch den Mut haben, diesen wieder zu streichen.
Nur weil etwas schon immer so gemacht wurde, ist das keine Begründung, dies auch
weiterhin so zu tun.
Bei
allen verfügbaren Tests sollte jeder Trainer allerdings auch seine Grenzen
kennen. Ein Athlet vertraut dem Trainer seine Karriere und seine Gesundheit an.
Als Trainer werden wir nie alle körperlichen Probleme eines Sportlers lösen
können. Auch werden sich Verletzungen nie ganz verhindern lassen. Probleme
haben allerdings oft mehrere Ursachen, die zusammenkommen und ineinander
spielen. Somit gibt es dann auch verschiedene Arten diese zu lösen. Ein gutes
Netzwerk aus Ärzten und Physiotherapeuten ist daher extrem wichtig. Es gibt den
treffenden Spruch: „Wer nur einen Hammer hat, für den sieht alles aus wie ein
Nagel.“ Das bedeutet, ein Trainer versucht in der Regel ein Problem mit
bestimmten Übungen zu lösen, ein Physiotherapeut würde das Problem eventuell
manuell behandeln, während ein Chirurg hingegen vermutlich eher zum Skalpell
greifen würde. Im Interesse des Athleten sollte daher eine gute Abstimmung
zwischen den einzelnen Parteien erfolgen, um das bestmögliche Ergebnis für den
Sportler zu erzielen. Einen Sportler mit einem Problem zu einem Arzt oder
Physiotherapeuten zu schicken, ist daher kein Zeichen für die fehlende
Qualifikation eines Trainers, sondern die bestmögliche Nutzung von Synergien, um
einem Athleten zu helfen. Schließlich sollte der Athlet immer über dem eigenen
Ego es Trainers stehen.
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