Verletzungen
der Beinbeugemuskulatur (ischiocrurale Muskulatur; umgangssprachlich wird oft auch
das englische Wort Hamstrings verwendet) gehören zu den häufigeren Verletzungen
bei Leistungssportlern, die in ihrer Sportart Sprinten, Springen oder andere
schnellkräftige Bewegungen aus den Beinen ausführen müssen. Athleten, die
einmal mit den Beinbeugern Probleme hatten, bekommen diese teilweise nur schwer
in den Griff und laborieren immer wieder an Verletzungen in diesem Bereich
herum.
Aus
diesem Grund zeige ich in diesem Beitrag einige Strategien und Übungen, mit
denen wir die Rehabilitation von Beinbeugerverletzungen unterstützen können.
Schauen wir uns zunächst einmal kurz die Funktion der Hamstrings an. Die beinbeugende Muskulatur besteht aus drei einzelnen Muskeln: dem Biceps femoris (zweiköpfiger Schenkelmuskel), dem Semitendinosus (Halbsehnenmuskel) sowie dem Semimenbranosus (Plattsehnenmuskel). Bis auf den kurzen Kopf des Biceps femoris verlaufen diese Muskeln über zwei Gelenke: die Hüfte und das Knie. Auch wenn der Name bereits nahelegt, dass die Muskeln das Bein, genauer gesagt das Knie, beugen, spielen sie außerdem auch eine wichtige Rolle in der Streckung der Hüfte. Zusätzlich helfen sie bei der Innen- und Außenrotation des Beines mit.
Da
sie über zwei Gelenke verlaufen, können die Beinbeuger Energie von einem Gelenk
zum anderen übertragen. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, hier ein
Beispiel: Wenn eine Kraft auf den Körper einwirkt, die das Knie versucht zu
beugen, dieses allerdings gestreckt gehalten wird, dann kann die Kraft an die
Hüfte weitergeleitet werden, um diese zu strecken, ohne dass sich der Muskel in
der Länge verändert. Die Beinbeuger arbeiten hierbei also isometrisch. Das
passiert z. B. beim Sprinten oder Springen, wo die elastische Energie, die beim
Auftritt des Fußes auf die Muskulatur einwirkt, gespeichert und für das Abdrücken wieder
eingesetzt wird. Hierbei können enorme Kräfte auf die Muskeln der
Oberschenkelrückseite einwirken. Hinzu kommt, dass meist der Quadrizeps auf der
Oberschenkelvorderseite im Verhältnis zur Rückseite stärker ist, wodurch ein
muskuläres Ungleichgewicht entsteht. Sind die Beinbeuger nicht ausreichend auf
diese hohe Belastung vorbereitet oder bereits vorermüdet, kann es zu Zerrungen
oder auch Rissen im Muskel kommen.
Ein
weiterer Grund, warum Verletzungen an den Beinbeugern entstehen können, ist ein
nicht richtig arbeitender Gesäßmuskel. Diesen Punkt habe ich bereits vor einiger Zeit im Artikel „Problemfall Beinbeuger“ beschrieben.
Um
die Muskulatur auf die beschriebenen Belastungen vorzubereiten oder im
Verletzungsfall auch wieder zu rehabilitieren, ist es wichtig, sie auch in
ihrer tatsächlichen Funktion zu trainieren. Einfach nur die Kraft in der
Beinbeugemaschine aufzutrainieren, wird in dem meisten Fällen nicht von großem
Erfolg gekrönt sein.
Übungen, bei denen das Knie gebeugt wird, aber gleichzeitig die Kontrolle über die
Hüftstreckung durch den Athleten gewährleistet bleiben muss, haben nach meiner
Erfahrung einen deutlich größeren Effekt und haben unseren Athleten in der
Vergangenheit bei Beinbeugerproblemen gute Dienste geleistet.
Hier
drei verschiedene Übungen in aufsteigender Progression, die wir immer wieder in
den Trainingsprogrammen unserer Athleten, sowohl in der Reha als auch zur Prävention, einsetzen.
Cook Glutebridge:
Diese Übung ist eine der Grundlagen, um die Gesäßmuskulatur zu aktivieren und dem Athleten beizubringen, diese richtig anzusteuern.
Wir
ziehen dabei in Rückenlage ein Knie so weit wie möglich zur Brust und halten es
mit beiden Händen fixiert, um eine Mitarbeit der Lendenwirbelsäule
auszuschließen.
Dann
wird über den Druck durch die Ferse des Standbeines die Hüfte vom Boden abgehoben.
Die Hüfte hebt sich hierbei nur wenige Zentimeter, das ist vollkommen in
Ordnung. Um die Schwierigkeit zu steigern, kann die Ferse auf einen Foamroller,
oder noch schwieriger, auf einen Medizinball gestellt werden.
Wenn
der Athlet bei dieser Übung Krämpfe in der Oberschenkelrückseite bekommt, ist
das ein gutes Indiz dafür, dass die Gesäßmuskulatur nicht richtig angesteuert
wird.
Physioball Legcurl:
Im Unterschied zur Beinbeugemaschine muss der Athlet während der gesamten Ausführung selbst die Hüfte gestreckt halten. Die Muskulatur arbeitet also wie oben beschrieben über beide Gelenke.
Der
Athlet liegt auf dem Rücken mit den Fersen mittig auf einem Physioball. Der
erste Schritt besteht aus dem Abheben/Strecken der Hüfte vom Boden in eine
Rumpfbrücke. Das ist die Ausgangsposition für die Physioball Legcurls. Jetzt wird
der Ball zum Körper herangezogen, indem die Knie gebeugt werden und
anschließend wieder in die Ausgangsposition zurückgerollt. Dabei bleibt die
Hüfte die ganze Zeit durchgestreckt.
Um
die Übung zu erschweren, lässt sich die Übung auch einbeinig ausführen. Auch
durch den Einsatz eines Suspension Trainers statt des Physioballes wird die
Übung schwieriger.
GHR exzentrisch:
Da eine Glute Hamraisemaschine in den meisten Fitnessstudios nicht vorhanden ist, zeige ich hier eine Variante, die sich einfach mit einem Trainingspartner bzw. einem festen Objekt, in das sich die Fersen klemmen lassen, ausführen lässt.
Der
Athlet kniet hierbei auf einer Übungsmatte, Gelpad oder ähnlichem weichen
Untergrund, während ein Trainingspartner die Füße des Athleten auf den Boden
drückt.
Der
Athlet lässt sich jetzt langsam nach vorne kippen und versucht den Fall so
lange wie möglich abzubremsen. Auch hierbei soll die Hüfte die gesamte Zeit
gestreckt gehalten werden. Kurz vor dem Boden fängt sich der Athlet mit den
Armen ab und drückt sich wieder in die Ausgangsposition zurück.
Diese
Übung trainieren wir mit niedrigen Wiederholungszahlen (5-6
Wiederholungen), da die Kraft nach wenigen Wiederholungen stark nachlässt.
Manche Athleten bekommen außerdem bei der Übung Krämpfe in der Wadenmuskulatur. Das Anziehen der Zehen schafft hier in der Regel Abhilfe. Probiert einfach verschiedene Fußstellungen aus, um eine halbwegs bequeme Position zu finden.
Manche Athleten bekommen außerdem bei der Übung Krämpfe in der Wadenmuskulatur. Das Anziehen der Zehen schafft hier in der Regel Abhilfe. Probiert einfach verschiedene Fußstellungen aus, um eine halbwegs bequeme Position zu finden.
Diese
Übungen stellen natürlich nur einen Teil der von uns verwendeten Übungen dar
und sollen als Beispiele und Anregungen dienen. Wer bisher, trotz diverser Versuche,
seine Probleme mit der Oberschenkelrückseite nicht in den Griff bekommen hat, dem
empfehle ich, die hier gezeigte Übungsreihe auszuprobieren.
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