Nachdem
ich in den letzten beiden Teilen bereits die allgemeinen Anforderungen an die
Schulter bei Wurfsportlern (Teil 1) erläutert sowie Trainingsempfehlungen
zur gezielten Kräftigung der Schulter (Teil 2) gegeben habe, möchte ich die
Serie damit abschließen, wie ich bestimmte Übungen für Wurfsportler
modifiziere, bzw. welche Übungen ich aus Sicherheitsgründen lieber komplett
weglasse.
Jeder
Trainer/Sportler muss natürlich für sich selbst eine Risikoabschätzung
vornehmen, ob bestimmte Übungen für ihn in Frage kommen oder nicht.
Hier
sind meine Gedanken zu dem Thema:
Bankdrücken:
Auch
wenn ich im Normalfall ein großer Verfechter von Übungsausführung über die gesamte
Bewegungsamplitude bin, mache ich beim Bankdrücken für Wurfsportler eine
Ausnahme. In diesem Fall ist mir der Schutz der Schulter wichtiger als ein
vermeintlich größerer Trainingsreiz. Daher begrenze ich die Bewegung beim Absenken des Gewichtes auf ca. 90° (Ellbogen gehen nicht tiefer als die Bank).
Außerdem benutze ich zum Bankdrücken Kurzhanteln, damit die Schulter in ihrer
natürlichen Bewegung arbeiten kann. Bei einer Langhantel sind die Hände während
der gesamten Ausführung an der gleichen Position an der Stange fixiert. Dies
zwingt die Schulter zum Ausgleichen, was den Stress auf die Schulter erhöht.
Beim Bankdrücken lege ich außerdem großen Wert drauf, dass die Ellbogen
nur bis ca. 45° abduziert werden. Auch das verringert die Belastung, der die
Schulter ausgesetzt wird. Hierbei hilft es bereits, in der Ausgangsposition die
Hanteln 45° nach innen gedreht zu halten.
Nackendrücken und
andere vertikale Drückübungen
Mit
wenigen Ausnahmen verwende ich in den Trainingsprogrammen für Werfer keine Übungen, bei denen das Gewicht über den Kopf hinaus gedrückt werden muss. Werfer belasten
die Schulter ohnehin bereits durchgehend in dieser Position. Deshalb versuche
ich sie im Krafttraining nicht noch zusätzlich damit zu reizen.
Wer
vertikales Drücken trotzdem verwenden will, sollte darauf achten, dass die
Schulterblätter in der Bewegung sauber mitarbeiten. Fehlt den Schulterblättern
die nötige Beweglichkeit oder bleiben sie während der Bewegung stecken, "kompensiert" der Oberarmkopf die fehlende Bewegung, indem er aus der Schulterpfanne herausrutscht.
Hierdurch verliert die Schulter ihre Stabilität und ist anfälliger für
Verletzungen.
Aufrechtes Rudern
Beim
aufrechten Rudern wird die Langhantel mit beiden Armen vor dem Körper noch oben
gezogen. Um in diese Position zu gelangen, rotiert die Schulter nach innen. Beim
nach oben Ziehen drückt jetzt der Oberarmkopf die Supraspinatussehne gegen das
Schulterdach. Dieses wiederholte Einquetschen (Impingement) kann auf Dauer zu
einer Reizung der bei vielen Werfern eh schon überlasteten Supraspinatussehne bis
hin zum Durchscheuern der Sehne führen.
Daher
habe ich die Übung inzwischen komplett aus meinem Übungsrepertoire gestrichen.
Dips
Die
extreme Außenrotation der Schulter während der Wurfbewegung führt dazu, dass
der vordere Teil der Kapsel gedehnt wird. Im Laufe der Zeit verliert die
Schulter hierdurch an Stabilität auf der Vorderseite.
Beim
Absenken des Körpers während der Dips gehen die Ellbogen weit hinter den Körper
zurück, wodurch der Oberarmkopf nach vorne gedrückt wird. Durch die oft
verminderte Stabilität bei Werfern rutscht er dann leichter aus der
Schulterpfanne nach vorne. Auf Dauer führt das zu weiterer Instabilität und
Ausleiern der Kapsel und gleichzeitig zu einer Reizung der Bizepssehne. Jeder Werfer, der
bereits einmal Probleme mit der Bizepssehne hatte, weiß, wie unangenehm eine
Reizung hier sein kann.
Latziehen hinter den
Kopf
Latziehen
ist eine fantastische Übung, um die Rückenmuskulatur zu trainieren. Wird die
Latzugstange hierbei allerdings hinter den Kopf in den Nacken gezogen, erzeugt
das eine Menge Stress in der Schulter.
Durch
die nach außen rotierte Schulter beim Ziehen, befinden sich die Muskeln der
Rotatorenmannschette in einer ungünstigen Position und sind damit bei hohem Zug
einer erhöhten Verletzungsgefahr ausgesetzt.
Außerdem
strecken viele Trainierenden beim Ziehen in den Nacken den Kopf nach vorne, um
Platz für die Stange zu schaffen. Die erhöhte Spannung auf die Nackenmuskulatur
erhöht wiederum die Gefahr, sich beim Latziehen den Nacken zu verreißen. Gleiches
gilt übrigens auch für Klimmzüge hinter den Kopf.
Diese
Probleme lassen sich allerdings ganz einfach lösen. Ich benutze mit meinen
Athleten ausschließlich Latzugvarianten, bei denen die Stange vor dem Körper zur
Brust gezogen wird.
Wie
bereits erwähnt, ist das nur meine persönliche Risikoabschätzung. Ich sage
nicht, dass alle hier genannten Übungen grundsätzlich schlecht sind. Ich gehe
damit nur auf die besonderen Voraussetzungen und Anforderungen von
Wurfsportlern ein.
Eure
Meinung und Erfahrungen zu diesem Thema würden mich sehr interessieren. Auch falls
ihr bereits Probleme mit diesen oder anderen Übungen gehabt haben solltet, würde ich
mich über einen Kommentar freuen.
Wäre es beim Bankdrücken nicht noch "schulterfreundlicher" die Ellenbogen näher am Körper zu lassen und einen komplett neutralen Grip zu verwenden?
AntwortenLöschenSo wie hier:
http://www.youtube.com/watch?v=cJetQf0jhWI
Gruß Robert
Ja das ist richtig. Ich habe mit den 45° bisher bei meinen Spielern gute Erfahrungen gemacht. Der neutrale Griff hilft allerdings auf alle Fälle zusätzlich dabei, dass die Ellbogen nicht zu weit vom Körper weg gehen. Das lässt sich gerade bei höherer Intensität immer wieder beobachten.
AntwortenLöschenWenn du dir die Arme im Video anschaust, sind diese meiner Meinung nach aber auch sehr nah an den 45° Abduktion dran.