Jeder
Sportler benötigt eine gewisse Grundlagenausdauer. Wenn es um Ausdauertraining
geht, denkt man automatisch an Joggen oder Fahrradfahren mit gleichbleibender
Intensität und möglichst langer Dauer. Doch gibt es gerade für Sportarten, die
von Explosivität und Schnellkraft leben, dazu zählen auch fast alle
Teamsportarten, bessere Möglichkeiten die Ausdauer zu trainieren.
Wichtig
bei der Auswahl des richtigen Ausdauerprogrammes ist, darauf zu achten, welche
Art von Ausdauer in der jeweiligen Sportart benötigt wird. Im Fußball ist zum
Beispiel der klassische Waldlauf immer noch weit verbreitet. Aber braucht ein
Fußballer diese Art von Ausdauer im Spiel?
Ein
Fußballspieler auf hohem Niveau legt in einem kompletten Spiel bis zu zehn
Kilometer zurück. Was zunächst nach viel klingt, relativiert sich, wenn wir die
Zeit mit betrachten. Zehn Kilometer in 90 Minuten schafft jeder halbwegs fitte
Mensch. Von der Geschwindigkeit her entspräche das nur einem sehr zügigen
Spaziergang.
Aber
natürlich lässt sich ein Fußballspiel nicht mit einem Spaziergang vergleichen. Was
das Fußballspiel so anstrengend macht, ist der ständige Wechsel zwischen Sprint und lockerem Joggen oder Gehen.
Das
Herz-Kreislauf-System muss also darauf trainiert werden, in der kurzen
Erholungszeit zwischen den Sprinteinlagen, den erhöhten Puls so schnell wie
möglich wieder zurück auf das normale Niveau zu senken, um bereit für den
nächsten Spurt zu sein.
Beim
Training wird aber nicht nur das Herz-Kreislauf-System trainiert, sondern
ebenso die Muskulatur. Und hier kommen wir zu einem wichtigen Punkt.
Unsere
Muskulatur besteht aus drei verschiedenen Arten von Fasern. Zum einen aus den
schnell zuckenden weißen Muskelfasern (fast twitch), die für maximale Kraft und
Schnellkraft verantwortlich sind. Zum anderen aus den langsam zuckenden roten
Muskelfasern (slow twitch), die für lang andauernde Belastungen ausgelegt sind.
Als dritten Fasertypen gibt es noch die intermediären Muskelfasern, die ein
Zwischentyp aus schnell und langsam zuckenden Fasern sind.
Ausdauertraining
mit geringer Intensität (aerob) trainiert hauptsächlich die langsam zuckenden
Muskelfasern. Für Schnellkraftsportler sind jedoch die schnellen Muskelfasern wichtig.
Diese entscheiden über Kraft und Explosivität. Aber nicht nur, dass wir die falschen Fasern trainieren, noch schlimmer ist es, dass durch
klassisches Ausdauertraining die intermediären Fasern in Richtung Slow Twitch
Fasern verschoben werden. Dieses aerobe Training bewirkt also genau das
Gegenteil von dem, was wir normal im Training erreichen wollen. Wir arbeiten im
Kraft- und Athletiktraining mit allen Mitteln daran, den Athleten schneller und
explosiver zu machen. Warum sollten wir dann eine Trainingsmethode verwenden,
die den Sportler langsamer macht!
Wenn
wir stattdessen mit anaerobem Training, wie z. B. Intervallläufen und Sprints
arbeiten, trainieren wir die fast twitch Muskulatur und werden dabei
gleichzeitig auch die Ausdauer des Athleten verbessern.
Bei
diesem Thema wird auch gerne der Vergleich zwischen Langstreckenläufer und
Sprinter herangezogen. Sollen unsere Athleten eher schlank und muskulös wie
Sprinter aussehen oder den fast schon ausgemergelten Körper eines Langstreckenläufers
haben? Ich ziehe wie wohl die meisten den Sprinter vor. Darum sollten wir
nicht trainieren wie ein Langstreckenläufer sondern wie ein Sprinter!
Ein
weiterer Punkt betrifft den Bewegungsumfang des Trainings. Im Krafttraining
wollen wir einen Muskel stets über die volle Bewegungsamplitude (von der maximalen Verkürzung bis zur vollen Dehnung) trainieren.
Übertragen wir das jetzt aufs Ausdauertraining, dann sehen wir, dass sowohl Joggen
als auch Fahrradfahren nur eine eingeschränkte Bewegungsamplitude bietet. Die
Hüfte kommt nie in die volle Streckung. Beim Sprinten hingegen arbeiten wir über
den vollen Bewegungsumfang des Muskels. Da diese Bewegung im Wettkampf benötigt wird, ist die Muskulatur besser auf
diese Belastungen vorbereitet.
Ich
verwende aerobes Ausdauertraining aus diesen Gründen nur für leichtes
Regenerationstraining oder für Menschen, die noch nicht fit genug für ein
anspruchsvolleres Intervalltraining sind, um diese hierfür vorzubereiten.
Für alle anderen jedoch, egal ob Hobby- oder Leistungssportler, bietet anaerobes Ausdauertraining die deutlich größeren Vorteile.
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