Die
wenigsten Bewegungen im Alltag oder im Sport werden mit beiden Beinen zusammen
ausgeführt. Beim Laufen, Springen und den meisten anderen Bewegungen haben wir
nur mit jeweils einem Bein gleichzeitig Kontakt zum Boden. Trotzdem benutzen
wir im Krafttraining bei den meisten Übungen beide Beine gleichzeitig (z. B.
Kniebeugen). Für unseren Körper ist das eigentlich eine recht unnatürliche
Bewegung. Daher halte ich es für sehr wichtig, zusätzlich zu zweibeinigem
Training, auch einbeinige Übungen in das Trainingsprogramm zu integrieren.
Ich
möchte hier keinesfalls gegen die klassischen zweibeinigen Übungen schießen.
Diese haben auf jeden Fall ihre Berechtigung im Training und sind eine wichtige
Grundlage zum Aufbau von Kraft und Muskulatur.
Einbeinige
Übungen sind jedoch eine wichtige Ergänzung und bieten einige positive Effekte,
die durch zweibeiniges Training nicht erreicht werden. Durch das Training mit
einbeinigen Übungen arbeitet nicht nur die an der Bewegung hauptsächlich
beteiligte Muskulatur. Auch die unterstützenden Muskeln im Bein, der Hüfte und
auch im Bauch und Rücken müssen verstärkt mithelfen, um die Gelenke zu
stabilisieren und einen sicheren Stand zu gewährleisten. Durch die Verringerung
der Unterstützungsfläche durch den Wegfall von einem Bein muss der Körper
deutlich mehr Aufwand betreiben, um seine Balance zu halten.
So
muss beispielsweise das Becken beim einbeinigen Stand ständig durch die
Muskulatur stabilisiert werden, um nicht auf eine Seite wegzukippen. Auch die
Beinmuskeln müssen stärker arbeiten, um das Knie in einer guten Position zu
halten, damit es nicht durch den einbeinigen Stand zur Seite klappt.
Dadurch
werden zusätzlich zu einem besseren Trainingsreiz auf die stabilisierenden
Muskeln das Zusammenspiel der einzelnen Muskeln im Bein (die intermuskuläre
Koordination) sowie eine gute Körperwahrnehmung und das Balancegefühl
geschult.
Bei
einbeinigem Training lässt sich außerdem ein nicht zu verachtender Reiz auf die
Beinmuskulatur setzen, da z. B. bei einbeinigem Kreuzheben oder geteilten
Kniebeugen von der Beinmuskulatur weniger Gewicht als bei zweibeinigem Training
bewältigt werden kann und somit der Rücken nicht mehr zum limitierenden Faktor
wird. Das einzelne Bein kann so meist stärker beansprucht werden, als dies bei
zweibeinigen Übungen möglich wäre.
Hierdurch
reduziert sich auch die Belastung für die Wirbelsäule. Das macht einbeinige
Übungen zur guten Alternative für Trainierende mit Rückenproblemen, damit diese
nicht auf das Training der Beine verzichten müssen, ohne dabei auf Maschinen
auszuweichen.
Mit
einbeinigen Übungen kann auch sehr gut an muskulären Dysbalancen zwischen dem
linken und dem rechten Bein gearbeitet werden. Diese fallen bei zweibeinigen
Übungen häufig nicht einmal auf, da das starke Bein immer den Hauptteil der
Arbeit erledigen wird. Erkennen kann man das z. B. bei Kniebeugen daran, dass
der Athlet beim Wechsel von der exzentrischen (Beine beugen) zur konzentrischen Phase (Beine strecken) sein
Gewicht leicht auf das stärkere Bein verlagert. Der Athlet selbst bemerkt dies
meist selbst nicht, da der Körper unterbewusst den Kraftunterschied der beiden
Beine kompensiert.
Bei
einbeinigen Übungen fällt hingegen sofort auf, ob ein Kraftungleichgewicht
zwischen linker und rechter Seite vorliegt. Es empfiehlt sich deshalb
grundsätzlich mit dem schwächeren Bein zu beginnen und danach mit dem stärkeren
Bein auch nur so viel Gewicht und so viele Wiederholungen auszuführen wie mit
dem schwächeren Bein. So kann das schwächere Bein aufholen und die Dysbalancen
werden nicht weiter verstärkt.
Wen
diese Gründe noch nicht überzeugen konnten, zusätzlich zu seinem gewohnten
zweibeinigen Training auch einbeinige Übungen in sein Training aufzunehmen, dem
kann ich nur empfehlen, es einfach einmal im Training auszuprobieren. Der
Muskelkater die Tage danach, wenn man vorher nie einbeinig trainiert hat,
sollte nochmals ein gutes Argument sein, dass bisher im Training etwas gefehlt
hat.
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