Nein,
es geht hier nicht um die unerwünschten Fettpölsterchen am Bauch oder den
vermeintlich unterentwickelten Bizeps. Es geht um Probleme, die wir durch die
hauptsächlich sitzende Lebensweise in unserer modernen Gesellschaft bekommen.
Ich spreche von Haltungsschäden, Rücken- und Kopfschmerzen sowie Verspannungen,
die durch muskuläre Dysbalancen, verkürzte bzw. abgeschwächte Muskeln und
fehlende Mobilität entstehen.
Egal,
ob in der Schule, im Büro, im Auto, beim Essen oder zu Hause vor dem
Fernsehapparat, wir sitzen den Großteil des Tages.
Der
Körper passt sich mit der Zeit dieser einseitigen Haltung an. Hierdurch treten
teilweise schon in jungem Alter bei vielen Menschen Probleme auf. Für
Leistungssportler ist das ein sehr wichtiger Punkt, da hierdurch nicht nur die
sportliche Leistungsfähigkeit negativ beeinflusst wird, sondern auch die Verletzungsanfälligkeit
exponentiell ansteigt. Aber auch für jeden, der mit Leistungssport nichts am
Hut hat, sind diese Fehlhaltungen problematisch. Viele Schmerzen und
Beschwerden im Alltag lassen sich auf diese Haltungsprobleme zurückführen.
Fast
alle Tätigkeiten, bei denen wir nach vorne zusammengekauert auf unserem Stuhl
sitzen, wie z. B. die ständige Arbeit an Tastatur und Maus, führen wir mit nach
vorne gezogenen Schultern aus. Hierdurch schwächt sich die Rückenmuskulatur ab
und die Brustmuskulatur verkürzt. Durch solch eine ständige unnatürliche
Haltung verstärkt sich diese ungünstige Position noch und zieht unsere
Schultern auf Dauer in eine Haltung, mit der wir dem Glöckner von Notre Dame Konkurrenz
machen könnten.
Im
Fitnessstudio verstärken viele Trainierende dieses Problem noch weiter. Die
wohl beliebteste Übung, Bankdrücken (sowie jede andere Übung für die Brust),
kann das Kraftungleichgewicht zwischen Brust- und Rückenmuskulatur weiter
negativ verschieben. Trainieren wir die Brust stärker als die obere
Rückenmuskulatur, die die Schulterblätter nach hinten ziehen würde, zieht der
Brustmuskel die Schultern noch weiter nach vorne. Natürlich muss jetzt niemand
aufhören seine Brust zu trainieren. Wir sollten allerdings darauf achten,
unserer Oberkörperrückseite mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ich empfehle dabei
ein Verhältnis von Zug- zu Drückübungen von mindestens 2:1 bis 3:1.
Weiterhin
sitzen wir häufig in einer vorgebeugten Position, mit nach vorne verschobenem
Kopf, um auf den Bildschirm unseres Computers oder Fernsehapparats zu schauen. Hierdurch
erhöht sich die Spannung auf den oberen Teil des Trapezius (Kapuzenmuskel), der
dann auf Dauer überlastet wird und sich verspannt. Das führt nicht selten zu
Kopf- und Nackenschmerzen. Ein angespannter
obere Trapezius zieht außerdem die Schulterblätter in eine nach oben rotierte Stellung, was die
nach vorne gezogene Position der Schultern noch zusätzlich verstärkt. Im Krafttraining jetzt auch noch diesen ohnehin
schon chronisch überlasteten Muskel mit Shrugs und ähnlichen Übungen für einen
tollen Nacken zu quälen, ist vielleicht nicht die beste Idee.
Der
nächste Punkt betrifft die Mobilität der Brustwirbelsäule. Diese ist bei so
ziemlich jedem Menschen, den ich bisher trainiert habe, schlecht. Das gilt
sowohl für die Fähigkeit, die Brustwirbelsäule zu beugen, als auch für die
Rotation. Von Natur aus ist die Brustwirbelsäule sehr beweglich ausgelegt. Ist
diese Beweglichkeit eingeschränkt, so wird die fehlende Mobilität von der
Lendenwirbelsäule kompensiert. Diese ist jedoch nicht für einen größeren
Bewegungsradius ausgelegt und wird die Fehlbelastung mit Rückenschmerzen
quittieren.
Da
man eigentlich gar nicht zu viel Beweglichkeit in der Brustwirbelsäule haben
kann, enthält so ziemlich jedes Trainingsprogramm von STEMP Performance
Mobilisierungsübungen für die Brustwirbelsäule. Diese können in Warmup,
Krafttraining oder auch im Cooldown integriert werden.
Mit
diesem Punkt möchte ich den ersten Teil dieses Artikels abschließen. In Teil 2 werde
ich dann auf die häufigsten Haltungsprobleme eingehen, die ihre Ursachen im
Unterkörper haben.
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