Samstag, 3. September 2011

Spieglein, Spieglein an der Wand

Dieser Artikel fällt vermutlich wieder unter die Kategorie: „Kleinigkeiten, denen wir nie große Beachtung schenken.“

Spiegel gehören zur Standardausstattung in jedem Fitnessstudio. Sinn und Zweck dahinter ist natürlich die Trainingskontrolle. Durch den Spiegel kann man die eigenen Bewegungsabläufe sehen und kann sie gegebenenfalls korrigieren. Natürlich gibt es auch die Individuen, die den Spiegel zum Posen benötigen, um sich selbst bewundern zu können. Zu diesem Personenkreis zählen wir uns als leistungsorientierte Sportler natürlich nicht.


So nützlich ein Spiegel zum Lernen von neuen Übungen und zur Kontrolle auch ist, so bringt er doch auch Nachteile mit sich.

Vielleicht ist es dem ein oder anderen schon einmal aufgefallen. Muss man während des Trainings auf den gewohnten Blick in den Spiegel verzichten, weil gerade kein Platz vor dem Spiegel frei ist oder einfach kein Spiegel vorhanden ist, fühlt sich die Übung auf einmal sehr ungewohnt an. Auch plötzliche Balanceprobleme können auftreten. Gerade Übungen, die ein gewisses Maß an Koordination erfordern, sind vor dem Spiegel leichter auszuführen als frei. Woran liegt das? Die Antwort ist ganz einfach. Wenn ich meine Bewegung sehen kann, fällt es leichter sie zu kontrollieren und zu korrigieren.

Beim Training unserer Leistungssportler versuchen wir möglichst mit  freien Übungen zu arbeiten und bauen teilweise Übungen auf instabilem Untergrund (z. B. auf einem Physioball) ein, um die Eigenwahrnehmung zu stärken. Ein Spiegel bewirkt nun allerdings genau das Gegenteil. Wir verlassen uns mehr auf das, was unsere Augen sehen, als auf unseren Gleichgewichtssinn.

Sich auf ein visuelles Feedback zu verlassen dauert allerdings länger als das direkte Gleichgewichtsgefühl aus dem Innenohr. Auch wenn es hier nur um Sekundenbruchteile geht, kann dieser Zeitraum einen Unterschied machen, was die Kraftentwicklung angeht. Die nötigen Nervensignale werden leicht verzögert an die Muskeln geleitet, da das optische Signal erst verarbeitet werden muss. Somit sollten wir uns besser auf unseren inneren Gleichgewichtssinn als auf unsere Augen verlassen.

Schaut man sich olympische Gewichtheber oder andere Kraftsportler an, so sieht man hier selten Spiegel. Bei Disziplinen, die eine maximale Kraftleistung und Explosionskraft erfordern, wäre der Spiegel aus den oben genannten Gründen nicht hilfreich.

Dieser Artikel soll jetzt aber gar nicht den Einsatz von Spiegeln verteufeln und alle Spiegel aus den Fitnessstudios verbannen. Spiegel haben durchaus ihre Berechtigung. Gerade für neue Übungen, die erst ein Erlernen der richtigen Technik erfordern, oder zur gelegentlichen Kontrolle der eigenen Technik, sind Spiegel hervorragend geeignet. Dieser Beitrag soll vielmehr zum Nachdenken und Ausprobieren anregen. Verdeckt den Spiegel oder dreht euch einfach mit dem Rücken zum Spiegel bei allen Übungen die ihr sauber beherrscht. Dies wird sich am Anfang komisch und ungewohnt anfühlen. Mit der Zeit bekommt ihr dadurch aber ein besseres Gefühl für die Übung. Außerdem schult ihr dadurch euer Gleichgewichtsgefühl und die Eigenwahrnehmung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen