Donnerstag, 10. August 2023

Was dir niemand über Ziele sagt - Der Preis von unseren Zielen

 


Über Zielsetzung gibt es ja viele Informationen und Videos. Die meisten von euch kennen wahrscheinlich das SMART Modell, um sich Ziele zu setzen. Auch ich hab dazu ja schon mal ein Video gemacht. Aber darum soll es heute nicht gehen. Ich möchte mal über ein paar Punkte zur Zielsetzung reden, die meistens nicht angesprochen werden. 


Fangen wir direkt mal mit den Kosten und dem Verzicht an, der für die Erreichung des Ziels nötig ist. Denn je größer das Ziel ist, desto mehr muss man dafür meistens auf andere Dinge verzichten. Das kann ganz klein mit dem Verzicht auf das Stück Kuchen am Nachmittag anfangen, kann aber auch schnell deutlich größere Kompromisse erfordern. Verzicht auf Schlaf, Urlaub, andere Hobbies oder sogar Einschnitte ins private Leben und Verzicht auf ein soziales Leben. Wenn ich z. B. Leistungssport betreibe kann ich vielleicht nicht abends mit meinen Freunden weggehen, weil die Erholung in diesem Moment wichtiger ist, oder vielleicht ein wichtiger Wettkampf ansteht.

Dem einen ist es das wert, dem anderen vielleicht nicht. Daher ist es aber auch wichtig, sich bei der Zielsetzung direkt schon zu fragen. Wie wichtig ist mir das Ziel und auf was bin ich bereit, dafür zu verzichten? Halte ich es auf Dauer aus, diese Kompromisse einzugehen?

Weil wenn der Schmerz des Verzichts auf Dauer größer ist, als der Zugewinn durch die Erreichung des Ziels, dann ist es vermutlich nicht das richtige Ziel, das uns am Ende glücklich macht.


Und da sind wir auch schon beim nächsten Punkt. 

Vielleicht habt ihr auch schon mal die tragischen Geschichten von Topsportlern gehört, die alles erreicht haben, was es in ihrem Sport zu erreichen gibt und danach aber in ein großes Loch fallen. Nach dem Erfolg fehlt auf einmal der Sinn und es folgt die Depression. Das ist leider kein Einzelfall und betrifft natürlich nicht nur Topsportler, sondern kann auch jeden anderen treffen. Wenn wir unserem großen Ziel alles andere unterordnen und nur für dieses eine Ziel leben, stehen wir nach dem Erfolg wenn es blöd läuft auf einmal leer da. Der große Erfolgsmoment geht über in eine große Leere und man weiß nicht mehr, was man jetzt machen soll. Schließlich war bisher vielleicht von Kindheit an alles immer nur auf dieses Ziel ausgerichtet. Man hat nicht gelernt, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt. Alles war immer auf dieses eine Ziel ausgerichtet und man hat sich nie Gedanken darüber gemacht, was danach kommt. Aber das Leben geht immer weiter. Es gibt nicht das eine Ziel, das man einmal erreicht und danach ist alles gut. Daher ist auch der Gedanke, was mache ich, wenn ich mein Ziel erreicht habe, wichtig, um dieses Loch zu vermeiden.

Das gilt genauso für alle unsere kleinen Ziele. Ich kann das Ziel haben abzunehmen, Muskeln aufzubauen oder sonst irgendwas. Aber ich muss mir im Klaren darüber sein, dass es keinen Punkt gibt, den ich einmal erreiche und dann hab ich das für immer. In dem Moment, wo ich das Ziel erreicht habe, muss ich trotzdem damit weitermachen, ansonsten verliere ich das Erreichte ganz schnell wieder. Ich darf mir also nicht nur Ergebnisziele setzen, sondern brauche auf dem Weg dahin meine Prozessziele. Also die Ziele, die bestimmen, was ich jeden Tag mache. Denn für diese gibt es keinen Endpunkt, sie sind nie abgeschlossen, sondern ich kann sie immer weiter machen. Und auch wenn ich mein Ergebnisziel als Zwischenziel erreicht habe, kann ich trotzdem mit meinen Prozesszielen weitermachen.


Und damit bin ich beim letzten Punkt für diesen Artikel.


Sollten wir unsere Ziele anderen Menschen sagen oder nicht? Man bekommt ja oft den Tipp seine Ziele mit anderen zu teilen, weil das ohne Frage die Motivation durchzuhalten steigern kann. Wer will schon vor seinen Freunden oder Familie als Versager dastehen und  zugeben müssen, dass man sein Ziel nicht geschafft hat.

Andererseits gibt es aber auch das Phänomen, dass wir von unserem Umfeld teilweise auch unterbewusst sabotiert werden. Niemand würde von sich selbst sagen, dass er seinen Freunden den Erfolg nicht gönnt. Aber unterbewusst fühlen sich unsere Ziele für manche Menschen als Angriff auf sie selbst an. Vielleicht haben wir ein Ziel, dass sie selbst schon immer umsetzen wollten, aber bisher jedesmal gescheitert sind. Wie würden sie denn dastehen, wenn wir es jetzt aber schaffen.

Aussagen wie, ach du hast es doch gar nicht nötig abzunehmen. Warum trainierst du denn so viel, das kann doch schon nicht mehr gesund sein, gönn dir doch auch mal was usw. können gut gemeint sein und unser Wohl im Sinne haben, aber sie können auch kleine Spitzen sein, um uns von unserem Ziel abzubringen. Bewusst oder unbewusst. Es ist schließlich viel einfacher in seiner Komfortzone zu bleiben, wenn es die Menschen um einen herum auch so machen. Also können unsere Ziele sich wie ein Angriff für andere anfühlen. Deshalb sollte man sich genau überlegen, mit wem wir unsere Ziele teilen und wer uns auf dem Weg unterstützt und wer insgeheim glücklich darüber ist, wenn wir scheitern. 

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