Eine meiner wichtigsten Empfehlungen bei der Ernährungsberatung ist Iss frisch und versuche möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel zu essen.
Und obwohl das eigentlich eine relativ einfach zu verstehende Empfehlung ist, erlebe ich es immer wieder, dass Menschen die Dinge gerne zu sehr überdenken und verkomplizieren.
Natürlich bedeutet meine Empfehlung nicht, dass jede Verarbeitung von Lebensmitteln schlecht ist. Wenn wir unsere Lebensmittel schneiden, kochen, backen, einfrieren usw. verarbeiten wir sie schließlich schon. Das ist auch kein Problem und kann manche Lebensmittel auch erst genießbar machen bzw. die Nährstoffe darin für uns aufschließen.
Damit es also keine Missverständnisse gibt, spreche ich in meiner Empfehlung von den hoch verarbeiteten Lebensmitteln.
Um die Verarbeitung von Lebensmitteln besser einordnen zu können gibt es die vier Nova Klassen:
Nova Klasse 1: unverarbeitete, frische Lebensmittel z. B. Obst und Gemüse, Fleisch, Nüsse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln etc.
Nova Klasse 2: leicht verarbeitete Lebensmittel, die als einzelne Zutaten gelten. z. B. Mehl, Zucker oder Butter und Öl etc.
Nova Klasse 3: verarbeitete Lebensmittel, bei denen verschiedene Zutaten aus leicht verarbeiteten und auch unverarbeiteten Lebensmitteln kombiniert werden z. B. Brot, Nudeln etc.
Nova Klasse 4: hier finden sich die hochverarbeiteten Lebensmittel wieder, die nur noch wenig mit frischen Lebensmitteln zu tun haben. Sie sind aus Bestandteilen zusammengesetzt, die eher an einen Chemiebaukasten erinnern als an Lebensmittel. Einzelne Bestandteile aus Lebensmitteln werden isoliert und häufig in Pulverform gebracht. Diese lassen sich einfacher industriell verarbeiten als frische Lebensmittel. Das Ziel ist es, ein intensives Geschmackserlebnis mit einer möglichst perfekten Konsistenz zu erreichen, damit der Kunde möglichst viel davon konsumiert. Dazu sollen die Produkte eine lange Haltbarkeit und niedrige Kosten haben, damit die Gewinnmarge möglichst hoch ist.
Dafür enthalten sie dann in der Regel zu viel Zucker, zu viel Salz, Konservierungsstoffe, Aromen und andere fragwürdige Inhaltsstoffe, bei denen die genauen Folgen auf unsere Gesundheit nicht 100% geklärt sind. Welche Auswirkungen haben einzelne Stoffe auf uns? Welche Effekte treten auf, wenn wir verschiedene dieser Stoffe kombinieren? Das kann aktuell niemand mit Sicherheit sagen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass einige dieser Stoffe problematisch für unsere Gesundheit sein könnten und bestimmte Krankheiten begünstigen.
Durch die hohe Verarbeitung fallen immer große Teile der Nährstoffe weg, die das frische Lebensmittel einmal enthalten hat. Gleichzeitig steigt die Energiedichte, also mehr Kalorien bei gleicher Menge.
Werden mehrere verschiedene Geschmäcker kombiniert (süß, salzig, sauer, bitter, umami) erzeugt das eine Geschmacksexplosion, die unverarbeitete Lebensmittel normal nicht bieten. So wird der Geschmackssinn auf intensiven Geschmack konditioniert.
Der intensive Geschmack täuscht uns bestimmte Nährstoffe vor, die der Körper mit den einzelnen Geschmäckern verbindet. Diese sind aber nicht enthalten, sodass der Körper seinen Bedarf nicht decken kann. Und weil der Körper merkt, dass die Nährstoffe nicht ankommen, reagiert er mit noch mehr Hunger, damit er die benötigte Menge an Nährstoffen bekommt.
Hoch verarbeitete Lebensmittel enthalten außerdem meist nur wenige Ballaststoffe, die nicht nur gut sättigen, sondern auch für unsere Gesundheit und die unserer Darmflora sehr wichtig sind.
Von daher hilft es auch nicht, wenn die Hersteller versuchen ihre Produkte “gesünder” zu labeln, indem sie einzelne Inhaltsstoffe reduzieren z. B. weniger Zucker. Denn sie bleiben trotzdem hoch verarbeitet und sollten nur ab und zu mal auf den Tisch kommen.
In frischen Lebensmitteln hingegen stecken eine Menge an Nährstoffen und anderen positiv wirkenden Stoffen, die wir bisher teilweise noch garnicht richtig verstehen und somit auch in hoch verarbeiteten Lebensmitteln nicht nachbauen können.
Wenn wir also in unserer Ernährung größtenteils auf frische Lebensmittel setzen, erhalten wir eine bessere Sättigung, eine bessere Versorgung mit Nährstoffen um gesund zu bleiben und unser Körper wird nicht ständig ausgetrickst um möglichst immer mehr zu essen.
Der Mehraufwand lohnt sich also gleich in vielerlei Hinsicht. Den günstigen Preis von hochverarbeiteten Lebensmitteln bezahlen wir ansonsten am Ende mit unserer Gesundheit.
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