Ernährung
ist immer ein heißes Thema. Für manche Menschen ist Ernährung fast schon zur
Ersatzreligion geworden und dementsprechend leidenschaftlich werden auch die
Diskussionen zu diesem Thema geführt.
Ich
versuche Ernährung so einfach wie möglich zu machen. Allerdings ist Ernährung
ein sehr komplexes Thema und wir sind noch weit davon entfernt alle
Zusammenhänge wirklich zu verstehen. Das liegt unter anderem auch daran, dass
Ernährung immer langfristig betrachtet werden muss und sich viele Faktoren
gegenseitig beeinflussen. Außerdem reagiert jeder Mensch unterschiedlich auf
die verschiedenen Ernährungsformen. Was für den Einen funktioniert, muss für den
Anderen noch lange nicht die gleichen Effekte haben.
Daher
rate ich immer skeptisch zu sein, wenn jemand den einen Quickfix oder die eine
Wunderernährungsweise propagiert, die alle Probleme lösen soll.
Energiebalance:
Ein
großes Thema ist immer wieder die Energiebalance. Dahinter steht die Aussage:
Wenn ich weniger Kalorien zu mir nehme als ich verbrauche, dann nehme ich ab! Wenn
ich mehr Kalorien zu mir nehme als ich verbrauche, dann nehme ich zu! Egal woher
diese Kalorien kommen.
Das
ist so grundsätzlich auch erstmal richtig, wenn es einzig und allein um den
Verlust oder die Zunahme von Körpermasse geht. Überspitzt gesagt, wenn ich mich
nur von Zucker ernähre, dabei aber in einem Kaloriendefizit bleibe, dann nehme
ich trotzdem ab. Im kontrollierten Laborsetting funktioniert das vielleicht
noch, in der Praxis und vor allem langfristig ist das aber nicht unbedingt
umsetzbar. Denn ganz so einfach ist es dann eben doch nicht.
Zum
einen ist ein wichtiger Faktor um eine Ernährungsform langfristig beizubehalten
die Sättigung. Nur wenn ich satt bin, schaffe ich es ein Kaloriendefizit mehr
als ein paar Tage durchzuhalten. Und hier spielt es durchaus eine große Rolle
was ich esse. 1.000 Kalorien aus Zucker sättigen deutlich weniger und auch kürzer,
als z. B. 1.000 Kalorien aus Steak mit Gemüse.
Das
Steak mit Gemüse hat bei gleicher Kalorienzahl ein größeres Volumen als der
Zucker, wodurch der Magen mehr gefüllt wird. Das ist ein Faktor der zur
Sättigung beiträgt. Zusätzlich sättigen die Proteine im Steak und die Ballaststoffe im Gemüse langanhaltender
als die einfachen Kohlenhydrate im Zucker. Aber auch von den Nährstoffen
liefert eine ausgewogene Mahlzeit deutlich mehr. Solange der Nährstoffbedarf
des Körpers nicht gedeckt ist, wird er immer weiter nach mehr Essen schreien,
bis dieses Bedürfnis gestillt ist. Auch das spielt bei der Sättigung eine
Rolle. Da die wenigsten Menschen jede Kalorie, die sie zu sich nehmen, messen
wollen, geht es also darum eine Ernährungsform zu finden, die eine hohe Nährstoffdichte
bei gleichzeitig niedriger Energiedichte liefert. Nur so ist langfristig eine
gute Sättigung machbar ohne sich zu überfressen.
Zum
anderen geht es den meisten Menschen aber ja auch nicht nur um die reine
Körpermasse, sondern um die Körperzusammensetzung und die Leistungsfähigkeit.
Dazu ist es das Ziel, Muskelmasse aufzubauen oder zumindest zu erhalten und
Körperfett abzubauen. Zusätzlich wollen wir den Körper bestmöglich mit Nährstoffen
versorgen, sodass dieser optimal funktionieren kann. Die Lebensmittelqualität
spielt dabei eine große Rolle, unabhängig von den Kalorien.
Also
kommen wir zu meiner grundlegenden
Empfehlung zur Ernährung:
Esst
möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel! Je stärker ein Lebensmittel verarbeitet wird, desto mehr Nährstoffe
gehen verloren und desto größer wird die Energiedichte. Also genau das
Gegenteil von dem was wir eigentlich wollen. Wer alleine nur diese Empfehlung
befolgt, hat schon viel gewonnen.
Esst
ausreichend Protein zu jeder Mahlzeit!
Proteine sorgen nicht nur für eine gute Sättigung, sie sind auch die Bausteine
des Körpers. Sie sind umso wichtiger, wenn wir Muskulatur aufbauen, oder Muskelmasse in
einem Kaloriendefizit erhalten wollen.
Esst
Gemüse und Obst zu jeder Mahlzeit!
Möglichst viel Gemüse und Obst in allen verschiedenen Farben zu essen, stellt eine gute
Versorgung mit Nährstoffen sicher und sorgt gleichzeitig für eine gute
Sättigung.
Achtet
auf gute Fette in eurer Ernährung!
Auch hier gilt, je weniger verarbeitet desto besser. Das Fett aus Nüssen,
Fisch, Avocado etc. ist immer besser, als verarbeitetes Industriefett oder -öl.
Auch gegen ein gutes natives Oliven-, Erdnuss- oder Kokosöl etc. gibt es aber nur wenig
einzuwenden.
Trinkt
ausreichend Wasser oder andere zuckerfreie Getränke! Kalorien, die wir über Getränke zu uns
nehmen, tragen nicht zur Sättigung bei und werden vom Körper sehr schnell aufgenommen.
Wasser füllt außerdem ebenfalls den Magen und macht damit schneller satt und unterstützt
zusätzlich die Verdauung.
Und
die vielleicht wichtigste Empfehlung zum Abschluss:
Esst
bewusst und lernt auf euer Sättigungsgefühl zu hören! Im meist stressigen Alltag essen viele
Menschen schnell etwas nebenbei, ohne dem Essen große Beachtung zu schenken. Nebenbei
bei der Arbeit, am Handy oder vor dem Fernseher ist es schwierig zu merken wann
man satt ist und so isst man schnell mehr als man eigentlich bräuchte, ohne
dies zu merken. Sich in Ruhe beim Essen hinzusetzen, im Idealfall mit Freunde
oder Familie, dabei bewusst darauf zu achten was man isst, hilft zu erkennen
wann man satt ist und gleichzeitig lernt man auch wieder eine gute Qualität von
Lebensmitteln wertzuschätzen. Dann darf man sich ruhig auch ab und zu einmal
etwas gönnen und es ohne schlechtes Gewissen genießen.
Wie
ihr seht, versuche ich das Thema möglichst undogmatisch anzugehen und bin auch
kein Anhänger einer bestimmten Ernährungsweise (z. B. Paleo, Keto, Vegan etc.).
Ernährung ist etwas sehr Individuelles und jeder muss für sich selbst
entscheiden, was er für richtig hält. Meine Empfehlungen lassen sich aber mit
fast jeder Ernährungsform vereinbaren und stellen für mich die Grundlage guter
Ernährung dar. Und wie gesagt versuche ich das Thema hier so einfach wie möglich zu halten. Natürlich gibt es noch viele andere Punkte mit denen man seine
Ernährung optimieren und an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Allerdings
bin ich der Meinung, dass wir erst einmal die grundlegenden 90 % auf die Reihe
bekommen sollten, bevor wir uns Gedanken über die letzten paar Prozente machen.
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