In
den letzten Jahren wurde immer wieder viel über das Thema „Talent“ diskutiert.
Gibt es so etwas wie Talent überhaupt? Was genau ist Talent? In diese
Diskussion will ich mit diesem Artikel allerdings nicht tiefer einsteigen.
Vielmehr geht es um die Erfahrungen, die ich während meiner Arbeit mit
Nachwuchssportlern in den letzten 15 Jahren sammeln konnte. Dabei habe ich
einige Faktoren und Eigenschaften bei Sportlern beobachten, welche die
erfolgreichen Athleten von denen unterschieden haben, die ihr Ziel nicht
erreicht haben. Meist lassen sich diese Eigenschaften auch auf andere
Lebensbereiche übertragen. Viele erfolgreiche Sportler nutzen die positiven
Eigenschaften, die sie in ihrem Sport erfolgreich machen, auch in der Schule
oder im späteren Beruf.
Eines
kann ich jedenfalls mit Gewissheit sagen: Das Talent alleine entscheidet nicht, ob es ein Sportler bis an die Spitze seines jeweiligen Sports schafft.
Natürlich benötigt jede Sportart gewisse Voraussetzungen, die ein Athlet
erfüllen muss, um ganz oben mitspielen zu können. Diese sind je nach Sportart
unterschiedlich wichtig. Nachdem ich größtenteils mit Athleten aus Teamsportarten arbeite,
spreche ich also in erster Linie aus den Erfahrungen in diesem Bereich. Talent
sagt für mich nur aus, wer es nicht schaffen kann. Wer die notwendigen
Voraussetzungen für seinen Sport nicht mitbringt, der hat eigentlich keine
Chance und wird im Laufe seiner sportlichen Entwicklung ausgefiltert. Ab einem
gewissen Punkt bringen also alle Athleten, die den Schritt in den
Leistungssport geschafft haben, die notwendigen körperlichen Voraussetzungen
mit, um erfolgreich zu sein. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, die so extrem „talentiert“
sind, dass sie selbst aus diesem elitären Kreis noch herausstechen, spielen
diese Eigenschaften daher eine immer kleinere Rolle. Also müssen es andere
Faktoren sein, die über den weiteren Erfolg entscheiden.
Ein
wichtiger Punkt nach meiner Beobachtung ist die Eigenmotivation. Der Sportler
muss eine klare Zielsetzung haben und diese muss bei ihm oberste Priorität haben. Einen
Sportler gelegentlich zu pushen und anzutreiben gehört natürlich als Trainer
dazu. Wenn man einen Athleten allerdings durchgehend motivieren und zu jeder
Kleinigkeit anschieben muss, sind die Erfolgsaussichten auf lange Frist eher
gering. Ein gutes Beispiel hierfür sind Sportler aus Entwicklungsländern. Der
Sport ist oft ihre einzige Möglichkeit, um aus ihrer schwierigen Lebenssituation
herauszukommen. Andere Alternativen bieten sich für sie kaum. Hierdurch sind
ihre Motivation und die Bereitschaft für dieses Ziel zu arbeiten sehr stark.
Diesen Druck haben Sportler bei uns in der Regel nicht. Dadurch, dass die
Alternativen sehr verlockend sind, fehlt bei unseren Sportlern häufig die letzte Konsequenz, alles zu
geben. Schließlich fällt man weich, sollte es doch nicht mit einer Karriere im
Sport klappen.
In
unserer Gesellschaft haben wir eine große Auswahl an Optionen, was wir mit unserem
Leben anfangen möchten. Bei all diesen Möglichkeiten fällt es vielen schwer,
sich auf eine einzelne Sache zu fokussieren. Wer es in seinem Fachgebiet jedoch
an die Spitze schaffen will, der muss sich voll und ganz darauf konzentrieren.
Jede Alternative lenkt dabei nur vom eigentlichen Ziel ab. Wer immer einen
Backupplan in der Hinterhand hat, tendiert deutlich früher dazu hinzuwerfen,
wenn es einmal nicht wie gewünscht läuft und sich der Erfolg nicht sofort
einstellt.
Seine
gesamte Energie nur auf ein einziges Ziel zu setzen, birgt natürlich auch eine
gewisse Gefahr. Erreicht man das Ziel nicht, steht man eventuell mit Nichts da.
Ich empfehle daher ausdrücklich nicht, dass jeder Sportler jetzt die Schule
hinwirft, um sich nur noch auf seinen Sport zu konzentrieren. Aber ich glaube, jeder versteht, was ich hier zu sagen versuche.
Viele
erfolgreiche Athleten, die ich kennengelernt habe, sind Optimisten. Sie denken
positiv und haben Spaß an dem, was sie tun. Anstatt nur davon zu träumen, was
wäre wenn, haben sie ein klares Ziel vor Augen und konzentrieren sich auf die
Umsetzung. In der Öffentlichkeit sieht man nur die Wettkämpfe und die Erfolge
oder Misserfolge der Athleten. Die tatsächliche Arbeit findet allerdings immer
im Hintergrund statt. Im Rampenlicht zu stehen ist für den Sportler nur die
Ausnahme. Die tatsächliche Arbeit, die hart und beschwerlich ist und die
Verzicht auf vieles erfordert, was für andere Menschen ganz normal ist, die findet
dann statt, wenn niemand zuschaut. Tagtäglich diese Strapazen auf sich zu
nehmen, geht nur, wenn man weiß, für was man das tut. Erfolgreiche Athleten
haben Spaß genau daran. Hart zu trainieren, sehen sie nicht als Belastung an. Es
wird zur Selbstverständlichkeit und verschafft ihnen Befriedigung. Kurz gesagt:
Das was für andere unangenehm und anstrengend ist, ist für erfolgreiche
Sportler Gewohnheit.
Nicht
zuletzt benötigen Sportler einen guten Rückhalt und Unterstützung durch
Familie, Verein oder Schule. Kein Sportler kann den harten und steinigen Weg an
die Spitze seines Sports alleine gehen. Hierzu gehört natürlich die finanzielle
und zeitliche Unterstützung durch die Eltern, genauso aber auch der
gelegentliche Tritt in den Allerwertesten, wenn die Eigenmotivation einmal
nicht da ist, was gerade in der Pubertät immer wieder vorkommt. Die Fähigkeit, auch
in schwierigen Phasen konstant zu trainieren und sich von Rückschlägen nicht
demotivieren zu lassen, muss nämlich auch erst erlernt werden.
Hierzu
ist das Umfeld, welches sowohl Rückhalt als auch den nötigen Antrieb bietet, unabdingbar. Dies muss dabei nicht auf die Familie allein beschränkt sein. Es
kann genauso auch durch Trainer, Lehrer etc. geleistet werden. Wie immer gilt
hier aber auch die richtige Dosis. Eltern, die ihre Kinder durchgehend
anschieben und durch ihre Kinder leben, tun eindeutig zu viel des guten. Die
Gefahr, dass der Athlet seinen Sport nur betreibt, um andere zufrieden zu
stellen, ist dann groß. Die Ausstiegsrate bei diesen Sportlern nach der Pubertät
ist sehr hoch.
Dies
sind sicher nicht alle Punkte, die für eine erfolgreiche Karriere wichtig sind. Zusammengefasst
lässt sich aber sagen, dass es keine einzelne Qualität gibt, die zum Erfolg
führt. Erfolg ist immer eine Aneinanderreihung von verschiedenen Umständen.
Eigenmotivation, Spaß an seiner Arbeit sowie das richtige Umfeld sind entscheidende
Punkte für eine erfolgreiche Karriere. Wenn ihr noch weitere Punkte habt, die
für euch entscheidend sind, hinterlasst mir einfach einen Kommentar. Natürlich
freue ich mich auch ansonsten über jeden Input oder Kritik von euch.
sehr schön geschrieben und umfasst alles ... es spricht viel Erfahrung aus den Worten!
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