Dienstag, 21. Dezember 2010

Freies Training vs. Gerätetraining

Wer die Trainingsprogramme von STEMP Performance kennt, weiß dass wir sehr stark auf freies, funktionelles Training setzen. Ich möchte auch erklären warum das so ist und worin ich die Vorteile von freiem Training gegenüber maschinengestütztem Training sehe.

Viele Fitnessstudios werben mit ihren hochmodernen Trainingsgeräten. Gezielt und sicher sollen die einzelnen Muskeln im Körper damit gestärkt werden können. Klingt gut, aber wollen wir das wirklich?

Gezielt heißt in diesem Fall nämlich, den Muskel in der Übung zu isolieren. Einen Muskel isoliert zu trainieren mag vielleicht Sinn im Bodybuilding oder bei der Reha nach einer Verletzung machen. Für Menschen, die sich durch das Training mehr Leistungsfähigkeit und Kraft für das tägliche Leben oder ihren Sport versprechen, ist das allerdings nicht zielführend. So gut wie alle Bewegungsabläufe, vom einfachen Aufheben eines Gegenstandes bis zu komplexen Bewegungen im Sport, bestehen aus mehrgelenkigen Bewegungsabläufen, die das Zusammenspiel verschiedener Muskeln erfordern. Nur wenn alle an der Bewegung beteiligten Muskeln im richtigen Moment anspannen bzw. nachgeben, wird eine Bewegung effizient und kann mit maximaler Leistung ausgeführt werden.
Das ist vergleichbar mit einem Computer. Der Computer kann die beste Hardware verbaut haben. Wenn die Software jedoch nicht weiß, wie sie die Hardware richtig nutzt, kann die Leistungsfähigkeit nie voll ausgeschöpft werden. Die Programmierung muss also für die entsprechende Hardware angepasst sein. Das gleiche gilt für den menschlichen Körper. Es ist wichtig, nicht nur den einzelnen Muskel (die Hardware) zu stärken, sondern gleichzeitig dem Körper beizubringen, wie er die neu erlangte Kraft einsetzen kann. Dazu müssen die entsprechenden Bewegungsmuster trainiert werden. Diese Anforderung erfüllt allerdings bisher keine Maschine ausreichend.

Außerdem wird durch die geführte Ausführung in den Geräten die stabilisierende Muskulatur weitgehend ausgeschaltet. Da die Maschine diese Aufgabe übernimmt, wird das Training relativ sicher, schließlich ist eine falsche Ausführung kaum mehr möglich. Außerhalb der Übung muss der Körper allerdings auch ohne Führung auskommen und sich unter extremen Belastungen selbst stabilisieren können. Kann er das nicht, kommt es leicht zur Verletzung. Es ist daher sinnvoll und nur logisch, bereits beim Krafttraining die unterstützenden Muskelgruppen entsprechend auf diese Aufgabe vorzubereiten. Was nützt sonst ein sicheres Training, wenn man sich dafür außerhalb des Krafttrainings verletzt.
Auch die koordinative Komponente dabei ist nicht zu unterschätzen. Während beim Training mit freien Gewichten der Körper selbst das Gewicht ausbalancieren muss, nimmt das Gerätetraining dem Sportler diese Arbeit ab.
Dadurch fallen die positiven Anpassungen am passiven Bewegungsapparat geringer aus, da hier kaum ein Reiz zur Adaptation gesetzt wird.


Zwar lassen sich die Geräte auf vielfältige Weise verstellen, eine genaue Anpassung an den Sportler ist jedoch kaum möglich. Man muss sich nur vorstellen, dass eine schmal gebaute, 1,60 m große Frau in dem gleichen Gerät trainieren soll wie ein kräftiger, 2 m Mann. Eine 100% richtige Einstellung ist so nie möglich.
Dadurch zwingt die Maschine den Körper in eine festgelegte Bewegung, die nicht unbedingt dem natürlichen Bewegungsablauf des Körpers entspricht.
Mit freien Gewichten hingegen kann der Trainierende genau seinem anatomisch korrekten Bewegungsablauf folgen.

Warum setzen Fitnessstudios dann überhaupt auf die teuren Maschinen?
Die Antwort ist ganz einfach. Der Betreuungsaufwand beim Gerätetraining ist minimal. Nach einer kurzen Einführung ist jeder Kunde in der Lage, sein Trainingsprogramm ohne weitere Hilfe durchzuführen.
Bei freien Übungen ist zuerst das richtige Erlernen der Bewegung notwendig, bevor mit viel Gewicht gearbeitet werden kann. Auch ist während der Übung eine größere Konzentration auf die richtige Ausführung notwendig. Das sehe ich allerdings eher als einen Vorteil, denn einen Nachteil. Die eigene Körperwahrnehmung wird nämlich hierdurch gestärkt.

Sicher hat das Training mit Geräten seine Daseinsberechtigung in der Fitnesswelt und ist besser als kein Training oder falsch ausgeführtes freies Training. Jeder, der aber mehr Wert auf die Muskelqualität und Funktionalität als auf reine Muskelmasse und Kraft legt, sollte, wenn er die Möglichkeit hat, die Finger von den Trainingsmaschinen lassen. Denn was nutzt Kraft, die der Körper nicht richtig einsetzen kann, außer dass im Fitnessstudio etwas für das eigene Ego getan wird. Wer eine gute Betreuung in seinem Studio erhält sollte sich die Zeit nehmen, das Training mit freien Gewichten und komplexen Übungen zu erlernen. Die Vorteile des freien, funktionellen Trainings sind den Aufwand wert.

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