Donnerstag, 26. September 2013

Sofort mehr Kraft – Interner vs. Externer Fokus

Sofort mehr Kraft - das klingt zu schön, um wahr zu sein. Ich versuche hier aber kein neues Wundermittel oder ein revolutionäres Trainingsgerät zu vermarkten. Vielmehr geht es um die richtige mentale Herangehensweise beim Training. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit in die richtige Richtung, können wir unsere Leistung tatsächlich sofort steigern.
Worauf wir uns konzentrieren, während wir eine Übung ausführen, und ich meine hier nicht die Konzentration auf den Zumbakurs gegenüber, spielt eine entscheidendere Rolle, als die meisten vermuten würden. Wir unterscheiden hierbei zwischen internem und externem Fokus. Beim internen Fokus konzentrieren wir uns direkt darauf, was unser Körper macht, also z. B. auf die Bewegung der Arme. Beim externen Fokus hingegen liegt die Konzentration nicht auf der Bewegung selbst, sondern auf den Auswirkungen, die unsere Bewegung zur Folge hat, z. B. die Bewegung der Hantel beim Krafttraining.


Aber welche von den beiden Varianten funktioniert besser?

Die Studien hierzu sprechen eine recht eindeutige Sprache. Die Studienteilnehmer, die Instruktionen mit einem externen Aufmerksamkeitsfokus erhalten haben, schnitten fast durchweg besser ab, als die Teilnehmer, die Instruktionen mit einem internen Fokus erhielten. Auch im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keine Instruktionen erhielt.

Woher kommt es, dass wir besser „funktionieren“, wenn wir uns auf die Effekte unserer Bewegung konzentrieren, anstatt auf die Bewegung selbst?

Je besser wir eine Bewegung beherrschen, desto automatisierter läuft diese ab und desto weniger müssen wir darüber nachdenken. Es finden weniger Cokontraktionen im Muskel statt und die Aktivität der stabilisierenden Muskeln sinkt, da die Energie besser in die gewünschte Richtung geleitet wird. Die Kraft wird also effizienter eingesetzt.
Wenn wir darüber nachdenken müssen, was unser Körper macht, arbeiten wir also nicht mehr so effizient, als wenn der Körper automatisch die Bewegung ausführt.

Diesen Effekt können wir mit einem externen Fokus ebenfalls erreichen. Wenn wir uns nicht auf unseren Körper selbst konzentrieren, sondern auf den Einfluss, den wir mit unserer Bewegung auf unsere Umgebung haben, geben wir unserem Körper die Chance, den effizientesten Weg zum Ziel zu finden. Denn meist weiß unser Körper recht gut, wie eine Bewegung möglichst effizient ausgeführt wird.

„Ein externer Fokus reduziert den bewussten Eingriff in Bewegungskontrollprozesse und führt dadurch zu besseren Leistungen und Lernergebnissen.“ (Dr. Gabriele Wulf 2009)

Tests mit der EMG Messung haben ergeben, dass die Muskelaktivität bei einem externen Fokus im Vergleich zum internen Fokus geringer ist. Das bedeutet, der Muskel muss für die gleiche Last weniger Energie aufwenden. Im Umkehrschluss heißt das, dass wir mehr Energie „übrig“ haben und daher mehr Gewicht bewegen können.

Die Vorteile eines externen Fokus zeigen sich jedoch nicht nur durch die Kraftentwicklung, sondern auch durch eine bessere Koordination, Balance und schnelleres Erlernen neuer Fertigkeiten, und das nicht nur beim Sport.

Leistungsexplosionen sollte man von dieser Herangehensweise natürlich nicht erwarten. Der Effekt ist allerdings eindeutig messbar und inzwischen durch zahlreiche Studien belegt.

Probiert es in eurem nächsten Training einfach aus. Anstatt euch auf die zu trainierende Körperregion zu konzentrieren, konzentriert euch stattdessen auf die Bewegung der Stange etc.

Beispiele:
Kniebeugen: Drücke den Boden von dir weg, anstatt Strecke die Beine.
Bankdrücken: Drücke die Hantel zur Decke, anstatt Drücke aus der Brust nach oben.

Ich freue mich natürlich wie immer über Rückmeldungen, ob diese Anregungen bei euch Wirkung gezeigt haben oder was ihr von dem Thema haltet.

Referenzen:
  1. Marchant David C. Attentional Focusing Instructions and Force Production. Frontiers in Psychology. 2011;1(210)

  1. Wulf Gabriele Attention and Motor Skill Learning. Human Kinetics Pub Inc (30. April 2007)


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